Dienstag, 29. April 2014

Projektbesuch Mosambik, Kazuzo: Wohlverdiente Stärkung & Abschied aus Mosambik

Reisetagebucheintrag 17. April 2014:
Nach unserem "Ausflug in den Busch" machen wir uns wieder in die "Zivilisation" auf. Wir haben heute noch die Gelegenheit, uns mit zwei Schuldirektoren etwas näher über das Problem der Frühverheiratung junger Mädchen zu unterhalten.
Im Gespräch mit dem Direktor der angrenzenden Schule erfahren wir, dass Frühverheiratung junger Mädchen in Kazuzo nach wie vor häufig vorkommt und die Menschen das hier aus kulturellen Gründen auch als "ganz normal" ansehen. Es liegt also noch viel gemeinsame Arbeit und jede Menge Bewusstseinbildung vor uns. Unter anderem bietet World Vision daher gezielte Schulungen für das Lehrpersonal an.

Diesen Direktor kennen wir schon von unserem ersten Besuch in Kazuzo vor zwei Tagen. Bevor er Direktor an "seiner" Schule wurde, hat er an der angrenzenden Schule unterrichtet.
Mir fällt auf, dass alle Schuldirektoren, denen ich hier bisher begegnet sind, unglaublich sympatisch, aufgeschlossen und auch sehr gebildet wirken. Ich werte das als äußerst gutes Zeichen, denn World Vision muss eng mit ihnen zusammenarbeiten, um nachhaltige, positive Veränderungen im Projektgebiet zu erreichen. Und gerade der Bildungsbereich ist wegen seiner Multiplikatoren-Funktion dafür extrem wichtig. Vorbilder für die Mädchen, wie etwa weibliche Lehrerinnen, sind dabei sehr hilfreich. Spezielle Förderungen für Mädchen, wie etwa das Erlassen von Schulgebühren auch in höheren Schulstufen, sollen ebenfalls dazu beitragen, dass die Mädchen länger in der Schule bleiben.

Wir treffen uns in einem Lokal, das einer der beiden Direktoren gleich neben "seiner" Schule betreibt.
Da wir uns mit den beiden Direktoren in einem "Restaurant" treffen, haben wir auch Aussicht auf eine Stärkung, sobald wir die beiden Interviews beendet haben. (Die haben wir auch dringend nötig, denn seit dem Frühstück bei Dona Fernanda haben wir nichts mehr gegessen und es ist mittlerweile bereits später Nachmittag - und immerhin haben wir ja gerade einen "Gewaltmarsch" durch die Wildnis hinter uns gebracht.) Wie üblich erhalten wir auch hier die für die Region typischen Speisen.
Vor dem Essen wird natürlich händegewaschen.
Serviert wird zu großen Nocken geformter Maisbrei (von der Form her ähnlich wie unsere Griesnockerln, nur ungefähr 2-3mal so groß)...
...Reis...
...gebratener Fisch...
...und ein Eintopf aus allerlei Hühnerteilen (mit dabei: die kunstvoll mit Hühnerdarm verschnürten Innereien, die hab ich aber ehrlich gesagt lieber weggelassen...)
  Dazu gibt es eine Art kalte Tomatensauce.
Bevor wir wieder Richtung Nampula-Stadt aufbrechen, unterhalten wir uns noch über die allgegenwärtigen Straßenstände, die gebrauchte Kleidung aus Europa (und anderen reichen Ländern) feilbieten. Als aufgeklärte und arte-Doku-informierte Österreicher stehen wir dieser Sache natürlich kritisch gegenüber, stellt der Handel mit gebrauchter Kleidung aus den reichen Ländern - wie wir zu wissen glauben - doch eine Konkurrenz für die lokale Bekleidungsindustrie dar. Aber wir erfahren, dass es (anders als in anderen afrikanischen Ländern) erstens in Mosambik keine nennenswerte heimische Bekleidungsindustrie gibt und zweitens der Großteil der Leute hier nackt herumlaufen müsste, weil sich die Menschen neue Kleidung schlicht und ergreifend gar nicht leisten könnten. Außerdem sei die gebrauchte Kleidung aus Europa qualitativ (und auch optisch) meist deutlich besser, als die Kleidung, die man hier in Geschäften bekäme (wenn man denn das Geld dafür hätte).
Sogenannte "Humana-Kleidung" wird hier überall angeboten. Gäbe es die nicht, könnten sich viele hier gar kein Gewand leisten.
So hat es wohl ausnahmsweise auch mal was Gutes, wenn wir verwöhnten Europäer Dinge weggeben, die noch tadellos in Schuss sind (zumindest, solange sie nicht im Müll, sondern im Sammelcontainer landen). Aber unser Wohlstand und die damit leider oft einhergehende Verschwendungssucht wird mir deutlicher vor Augen geführt, als mir lieb ist, wenn ich die Armut hier sehe.

Aber trotz der verbreiteten Armut fällt mir auf, dass die meisten Menschen in der Region eine Würde und Zufriedenheit ausstrahlen, die mich wirklich beeindruckt. Von diesen Menschen können (und sollten) wir noch sehr viel lernen. Das Streben nach Profit und nach "immer mehr" von Dingen, die man eigentlich nicht braucht, ist allerdings nicht dabei. Aber das beherrschen wir ohnehin schon...

Tja, und dann geht´s nach diesem langen und aufregenden Tag endlich wieder zurück zu unserem Hotel in Nampula. Ich freue mich schon wie ein kleines Kind darauf, unter der Dusche den Schweiß und Dreck der letzten 36 Stunden abzuwaschen, mich in einem sauberen Bettlaken zu räkeln (auch wenn das schon wieder ziemlich europäisch-verwöhnt klingt...) und von den Anstrengungen der letzten Tage zu erholen.

Reisetagebucheintrag 18. April 2014:
Bevor wir uns heute wieder auf den Weg zum Flughafen machen (da unser Flug Richtung Johannesburg um 14:00 Uhr startet, müssen wir spätestens um 12:00 Uhr dort sein), besuchen wir noch das World Vision-Büro in Nampula. Dort haben wir uns mit einem jener Männer verabredet, die derzeit für World Vision in den Projektgebieten von Kazuzo und Nihessiue eine Datenerhebung durchführen. Diese Datenerhebung - auch Baseline-Survey genannt - dient dazu, in regelmäßigen Abständen den Ist-Zustand zu erheben. Nur so kann auch festgestellt werden, ob und welche Erfolge erzielt werden, und wo noch Veränderungen nötig sind, um die mit der Bevölkerung vereinbarten Ziele zu erreichen.
Meine Kollegin Sabine Stelczenmayr bedankt sich bei Benicio Franciscu Fareto, einem der "Datenerheber", die zur Zeit für World Vision in Kazuzo und Nihessiue unterwegs sind, für das Interview und seinen Einsatz im Feld.
Dann ist es soweit und es heißt für uns auch schon wieder Abschiednehmen aus Mosambik!
Ich sage "no kuru!" (ob man das so schreibt, weiß ich nicht, aber es soll in der lokalen Sprache in Nampula soviel heißen wie "Vielen Dank!") an die vielen freundlichen Menschen in Mosambik, die uns so herzlich willkommen geheißen haben und uns Einblicke in ihr Leben gewährt haben! Ich werde euch vermissen, freue mich aber gleichzeitig auch wieder auf "daheim"...

Elisabeth Amann, World Vision Österreich

Montag, 28. April 2014

Projektbesuch Mosambik, Kazuzo: Wenn für die Schule keine Zeit bleibt...

Reisetagebucheintrag 17. April 2014:
Unsere erste Station in Kazuzo ist wieder das Haus des "Development-Facilitators". Dort warten wir auf einen freiwilligen Community Worker, der uns zu einer Familie bringen soll, die sehr abgelegen lebt. Da nur er weiß, wie wir dahin kommen, sind wir auf seine Hilfe angewiesen. Im Moment verhandelt er aber noch mit einem Chinesen, der irgendwas von ihm mieten will...

Während wir warten, kommen wieder allerhand Neugierige heran, um sich die beiden weißen Frauen näher anzusehen. Viele, die aussehen wie wir, kommen hier offenbar nicht vorbei.
Besonders die Kinder signalisieren mir immer wieder, dass sie fotografiert werden wollen, und werfen sich in Pose, sobald ich meine Kamera zücke.
Dann ist es endlich soweit und wir fahren los. Da man nicht mit dem Auto bis zum Haus der Familie fahren kann, steht uns ein Fußweg durch den Busch bevor. Wie lange der sein wird, lässt sich nicht herausfinden: Die Distanzen werden hier nur geschätzt, ebenso wie die Zeit, die man benötigt, um irgendwo hinzukommen. Wir sind also gespannt...
Wir folgen einem schmalen, gewundenen Feldweg. Die mannshohen Pflanzen am Wegrand versperren uns die Sicht, man sieht jeweils nur bis zur nächsten Biegung.
Wie immer, wenn man einen Weg nicht kennt, kommt er einem länger vor. Trotzdem glaube ich, dass wir mindestens eine halbe Stunde unterwegs sind, vielleicht auch länger. Die Vorstellung, dass jetzt irgendwo eine Schlange aus dem Gebüsch kriecht, ist nicht sehr verlockend: Wenn hier und jetzt einer von uns gebissen wird, dann war´s das. Aber wir haben Glück, keine Schlange weit und breit...
...nur ein paar Ziegen suchen am Wegesrand nach Essbarem.
Bevor wir ankommen, müssen wir noch einen Bach durchqueren, es gibt keinen anderen Weg. Also Schuhe und Socken ausziehen und barfuß durchs knietiefe Wasser. Es sind zwar nur wenige Meter, aber mir fällt trotzdem ein, dass es hier doch auch sowas wie Bilharziose (auch Schistosomiasis genannt, eine sehr unerfreuliche Wurmerkrankung) geben soll. Aber das vergess ich lieber schnell wieder!
Und dann sind wir auch schon am Ziel unserer "Expedition". Die Familie erwartet uns bereits.
Auch hier haben sich wieder jede Menge Schaulustige aus der Nachbarschaft eingefunden, die die Abwechslung, die unser Besuch bringt, nicht versäumen wollen.
Hergekommen sind wir, weil es in der Familie ein Problem gibt: Die Mutter ist seit längerem krank und daher auf die Hilfe ihrer kleinen Tochter angewiesen. Welche Krankheit die Frau hat, weiß sie nicht, sie war nur einmal deswegen in der Gesundheitsstation. Dort konnte man ihr nicht helfen und hat sie ins nächste Krankenhaus geschickt. Das ist allerdings sehr weit entfernt und ohne Transportmittel nicht zu erreichen. Ob sie dort jemals war, konnten wir nicht herausfinden.
Was Margarida, die Mutter, genau hat, weiß sie nicht. Sie hustet, klagt über Magen- und Knochenschmerzen und hat sehr starke, langandauernde Regelblutungen.





Das Mädchen heißt Angelina und ist wohl zehn, maximal zwölf Jahre alt (genau wissen das die Leute nur, wenn sie in der Geburtsurkunde nachschauen, so wichtig wird das Alter hier offenbar nicht genommen). Sie muss im Haushalt helfen, eigentlich sogar den Großteil der Hausarbeiten erledigen, weil die Mutter dafür zu schwach ist. Saubermachen, Wasserholen, Geschirrwaschen, Wäschewaschen, Kochen und dann auch noch bei der Feldarbeit mithelfen.

Angelinas Pflichten im Haushalt sind vielfältig. So ist sie zum Beispeil fürs Wasserholen zuständig. Das schöpft sie aus einem kleinen Tümpel in der Nähe. Sauberes Wasser sieht anders aus...
Da bleibt für die Schule dann keine Zeit. Erst recht, weil der Weg zur nächstgelegenen Schule weit ist. Dabei würde das Mädchen sehr gern in die Schule gehen. Sie möchte einmal Lehrerin werden.
Ein Jahr lang hat Angelina die Schule besucht, dann wurde ihre Mutter krank. Seit mittlerweile drei Jahren muss sich Angelina um den Haushalt kümmern. Für die Schule bleibt seither keine Zeit mehr.
Nach einem längeren Gespräch mit der Familie, bei dem wir so viele Rahmenbedingungen wie möglich abklären, brechen wir wieder auf. Eines steht fest: Auch wenn wir nach diesem ersten Besuch noch nicht wissen, wie: World Vision wird versuchen zu helfen.

Nach unserem abenteuerlichen Rückweg durch den "Dschungel" setzen wir uns ins Auto und machen uns zu unserem nächsten Programmpunkt auf.

Sonntag, 27. April 2014

Projektbesuch Mosambik, Nihessiue: Wieder jede Menge Schulbesuche, Wasser & Toiletten

Reisetagebucheintrag 16. April 2014:
Noch vor dem Besuch der Müttergruppe und der Gesundheitsstation kommen wir an der ersten Schule des heutigen Tages vorbei.
Die erste Schule des heutigen Tages...
Wir sprechen mit dem Direktor, unter anderem über ein Thema, das uns während unseres gesamten Aufenthalts im nördlichen Mosambik immer wieder begegnet: Die Frühverheiratung junger Mädchen bereits im Alter von 12 bis 14 Jahren.
Im Gespräch mit dem Direktor erfahren wir, dass es heuer an seiner Schule erfreulicher Weise keinen Fall gegeben hat, in dem ein Mädchen wegen Frühverheiratung die Schule abgebrochen hat, im vergangen Jahr gab es nur einen Fall. Damit sich diese Entwicklung weiter fortsetzt, schult World Vision Lehrer und sensibilisert Eltern für das Thema.
Das Problem der Frühverheiratung: Die Mädchen werden oft auch früh schwanger, was sich nachteilig auf ihre Gesundheit auswirkt. Außerdem brechen diese Mädchen meist auch den Schulbesuch ab und bleiben so bildungsmäßig auf der Strecke.
Die Frühverheiratung führt auch zu frühen Schwangerschaften, die sich negativ auf die Gesundheit der Mädchen auswirken, ihren Körper auszehren und sie schneller altern lassen.
World Vision arbeitet daher gemeinsam mit den Schulen und anderen Meinungsbildnern daran, diese Tradition durch Aufklärung und Bewusstseinsbildung der Eltern dahingehend zu verändern, dass die Mädchen erst später heiraten (und schwanger werden) und die Schule möglichst lange besuchen zu können. Leider ist die Frühverheiratung nicht nur eine lange gepflegte Tradition in Mosambik, sondern stellt für die meist sehr armen Familien aus deren Sicht auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit dar. Denn es ist dann nicht nur eine Esserin weniger zu versorgen, der Ehemann des Mädchens unterstützt die Familie auch - entweder mit etwas Geld oder mit Nahrungsmitteln. Es bedarf daher Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen, um die Situtation nachhaltig zu verändern: Neben der Sensibilisierung der Bevölkerung muss auch die Einkommenssituation der Familien verbessert werden. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass World Vision in der Entwicklungszusammenarbeit einen umfassenden Ansatz verfolgt und Probleme nicht nur punktuell angeht. Während Frühverheiratungen in  Kazuzo noch gang und gäbe sind, hat sich die Situation in Nihessiue schon deutlich verbessert, nicht zuletzt eine Auswirkung der Arbeit von World Vision.


Die zweite Schule des heutigen Tages besuchen wir aus zwei Gründen: Zum einen hat ein Spender aus Österreich Regale für die Schule gespendet,die gerade eingetroffen sind. Zum anderen treffen wir dort ein World Vision-Patenkind. Es ist die Mulhaniua-Schule. Wie fast überall, wo wir hinkommen, strömen Kinder herbei, um sich fotografieren zu lassen.
Neugierig kommen die Kinder heran. Mit der Zeit werden es immer mehr, alle wollen auf ein Foto. Die Freude machen ich ihnen gern.

Dank einer Spende aus Österreich konnte die Mulhaniua-Schule Bücherregale anschaffen, eines davon ist hier zu sehen. Der "Schulwart" und meine Kollegin Sabine Stelczenmayr präsentieren es stolz.
Den Besuch der Schule nutzen wir auch, um mit dem Patenkind eines österreichischen Paten zu sprechen. Trotz der ausgeprägten Schüchternheit des Mädchens gelingt es mir, sie zum Lächeln zu bringen. (Azevedo übersetzt für mich: "Du bist ein sehr hübsches Mädchen, aber noch hübscher wärst du, wenn du ein bisschen lachen würdest." Wie man sieht, hat´s funktioniert...)
Auch unser letztes Ziel für den heutigen Tag ist wieder eine Schule. Diesmal steht aber nicht die Schule selbst im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit, sondern der nahegelegene Brunnen und die gerade in Bau befindlichen Toiletteanlagen.
Azevedo kostet das Wasser des neuen Brunnens. Der junge Mann, der die Brunnenpumpe betätigt, ist der für Wasser, Sanitär und Hygiene (kurz WASH für Water, Sanitation and Hygiene) zutändige World Vision-Mitarbeiter in Nihessiue.
Der Brunnen wurde 2013 mit Mitteln von World Vision gebaut. Er versorgt die Schulkinder nicht nur mit sauberem Trinkwasser, das abfließende Wasser wird auch einen kleinen Schulgarten bewässern, der in Kürze angelegt werden soll.
Um auch das ablaufende Wasser sinnvoll zu nutzen, wird unterhalb des Brunnens ein kleiner Schulgarten angelegt.
Als wir bei der Schule ankommen, dämmert es bereits - wir sind aufgrund des dichten Programms schon etwas spät dran. Trotzdem wird noch fleißig gearbeitet: Maurer sind gerade dabei, die Wände der neuen Toiletten zu verputzen. Insgesamt werden drei Toiletten-Blöcke gebaut: Einer für die Mädchen, einer für die Buben und einer für die Lehrer.
Fachmännisch verputzen die Arbeiter die Toilettenwände.

Wie die Toiletten aussehen sollen, wenn sie fertig sind, zeigt man uns auf einer Planskizze. Vor den Toiletten werden auf einem Podest Wassertanks installiert. Dieses Wasser kann dann zum Händewaschen genutzt werden.
Mittlerweile bricht die Dunkelheit herein, wir machen uns also wieder auf den Weg. Da es nach Nampula-Stadt zu weit wäre, übernachten wir heute in Murrupula. Hotels gibt es hier keine. Wir nehmen ein kleines, einfaches Zimmer in einem Hinterhof. Auch wenn die hygienischen Bedingungen mit unseren europäischen Vorstellungen nicht das Geringste zu tun haben: Das Essen, das die Hausherrin Dona Fernanda uns serviert, schmeckt ganz ausgezeichnet.

Sabine Stelczenmayr und ich teilen uns ein Zimmer. Es gibt zwar zwei Betten, aber nur ein Moskitonetz. Dona Fernanda meint zwar, dass es hier ohnehin keine Moskitos gäbe, aber ich habe da so meine Zweifel. Drum bin ich jetzt heilfroh, dass ich das Moskitonetz mitgeschleppt habe, das mir mein Bruder und seine Familie heuer für meine Afrikareise zum Geburtstag geschenkt haben. Und auch meiner weltreiseerfahrenen Schwester bin ich dankbar, dass sie mir ihren Hüttenschlafsack mitgegeben hat. (Ein paar Bettwanzenbisse habe ich trotzdem davongetragen, wie mir der Tropenmediziner in Wien nach meiner Rückkehr bestätigt.) Die Zähne putzen wir uns mit Wasser aus Trinkwasserflaschen, die sonstige Abend- und Morgentoilette muss leider ausfallen, denn "Badezimmer" gibt es hier keines. (Wie gut, dass ich wenigstens eine kleine Flasche Hanghygiene-Gel mithabe: Das funktioniert auch ohne Wasser und sollte in keinem Reisegepäck fehlen.)

Morgen geht es dann wieder zurück nach Kazuzo...

Elisabeth Amann, World Vision Österreich

Samstag, 26. April 2014

Projektbesuch Mosambik, Nihessiue: Besuch einer Gesundheitsstation

Reisetagebucheintrag 16. April 2014:
Ein weiteres Ziel des heutigen Tages ist eine Gesundheitsstation in Nihessiue.













Vier Mitarbeiter der Station erwarten uns und sind bereit, mit uns zu sprechen. 
Rechts im Bild die Krankenschwester mit ihrem kleinen Sohn. Sie macht einen sehr kompetenten Eindruck und beantwortet die meisten unserer Fragen. Kein Wunder, dass die meisten Kinder, wenn sie gefragt werden, was sie einmal werden wollen, antworten: Krankenschwester/-pfleger oder Lehrer....
Schon unser erster Eindruck ist sehr positiv, was sich nach und nach immer mehr bestätigt. Alles scheint sehr sauber und ordentlich.
Auf meine Frage hin erfahre ich, dass die Gesundheitsstation jeden Tag der Woche besetzt ist. Das hätte ich nicht erwartet. Möglich ist das, weil ein Teil des Personals in der Nähe wohnt und damit immer für Notfälle zur Verfügung steht.

Die größten gesundheitlichen Probleme in der Region sind laut Aussage der Krankenschwester Malaria und komplizierte Geburten. Gefährlich ist die Malaria vor allem für Kinder - glücklicherweise verfügt die Station über die nötigen Medikamente zur Behandlung. Wenn die Eltern ihre Kinder rechtzeitig herbringen, kann ihnen also geholfen werden. Und für problematische Geburten ist die Station einfach nicht ausgerüstet. Die betroffenen Frauen müssten dann eigentlich ins nächste Krankenhaus gebracht werden, was wegen der großen Distanz und der schlechten Straßen (auch hier nicht mehr als holprige, vom Regen ausgespülte Feldwege) schwierig bis unmöglich ist. Wenn es sich also abzeichnet, dass es bei einer Geburt Komplikationen geben könnte, versuchen die Mitarbeiter irgendwie, für die Frau möglichst frühzeitig einen Transport zum nächsten Krankenhaus zu organisieren. Nicht einfach, denn so etwas wie einen Rettungsdienst gibt es hier nicht. (Manchmal wird auch ein World Vision-Fahrzeug für einen derartigen Transport genutzt.)

Auch HIV, Lungenentzündungen und Tuberkulose stellen ein Problem dar. Auf meine Nachfrage hin erfahre ich, dass pro Monat etwa 10 neue Fälle von HIV-Infektionen registriert werden, aber das sind nur diejenigen, die sich in der Gesundheitsstation auch testen lassen. Aufklärungsarbeit über HIV-Prävention und Malaria, wie World Vision sie betreibt, ist also extrem wichtig.
Die Krankenstation wirkt sauber und hygienisch, das bestätigt unseren ersten Eindruck.
Die Geburtenstation kenne ich bereits von Fotos: Ein sehr engagierter österreichischer Pate hat die Finanzierung einer Solaranlage ermöglicht, die die Station mit Strom versorgt. Nun gibt es auch nachts Licht und ein Kühlschrank kann betrieben werden, um temperaturempfindliche Medikamente zu lagern.
Die Geburtenstation ist dank eines österreichischen Patens mittlerweile mit Strom versorgt.
Während wir bei der Gesundheitsstation sind, ist gerade eine Geburt im Gange. Ich höre das Stöhnen der Frau, als ich bei der Geburtenstation vorbeikomme, um Fotos zu machen. Hoffentlich geht alles gut!

Elisabeth Amann, World Vision Österreich

Freitag, 25. April 2014

Projektbesuch Mosambik, Nihessiue: Eine Müttergruppe stellt sich vor

Reisetagebucheintrag 16. April 2014
In Nihessiue arbeitet World Vision bereits seit mehreren Jahren. Wir merken bei unserem Besuch daher auch, dass hier vieles bereits deutlich besser ist, als im noch "jungen" Kazuzo. So ist auch die Mangel- und Unterernährung kleiner Kinder in Nihessiue bereits merklich zurückgegangen. Zu verdanken ist das vor allem der Aufklärung und Sensibilisierung der Mütter, die in sogenannten Müttergruppen von geschulten World Vision-Fachleuten erfahren, wie sie aus lokal verfügbaren Nahrungsmitteln möglichst nahrhafte Mahlzeiten für ihre Kinder zubereiten können. Eine dieser Müttergruppen besuchen wir heute. Vorher aber geht´s noch kurz ins World Vision-Büro, wo Azevedo mit seinen Mitarbeitern den geplanten Tagesablauf bespricht.
Das World Vision-Büro in Nihessiue
Dann fahren wir auf den obligaten Holperfeldwegen zu unserem ersten Ziel. Unter einem großen Baum, der Schatten spendet, demonstrieren uns die Frauen einer Müttergruppe, was sie gelernt haben. Mit dabei ist auch die Ernährungsexpertin von World Vision, die den Frauen das Wissen über gesunde Ernährung vermittelt hat.
Die Vorsitzende der Müttergruppe (links im Bild) - eine aufgeweckte, quirrlige Frau mit lachenden Augen - bereitet vor unseren Augen den typischen Maisbrei zu und versetzt ihn anschließend mit nahrhaften Ingredienzen.

Ein Teller Maisbrei wird mit geriebenen Erdnüssen vermengt, ein zweiter mit einem Ei und ein dritter mit Erdnussöl. Im vierten Teller bleibt der Maisbrei, wie er ist - damit wir auch geschmacklich den Unterschied erkennen, denn natürlich dürfen wir die Zubereitungen auch kosten.

Unser Favorit ist eindeutig: Die Mischung mit den Erdnüssen schmeckt köstlich. Links im Bild ist die Ernährungsexpertin von World Vision zu sehen, die die Frauen geschult hat.
Zu den Frauen der Müttergruppe haben sich auch einige Männer gesellt: Sie sind Mitglieder einer sogenannten Community Care Coalition, einer Art aus Freiwilligen bestehendem Fürsorgeverein, der sich um Waisen und gefährdete Kinder kümmert.
Auch hier erhalten wir als Geschenk einen Sack, prall gefüllt mit frischen Erdnüssen...

...und werden mit Lied und Tanz verabschiedet.

Elisabeth Amann, World Vision Österreich

Donnerstag, 24. April 2014

Projektbesuch Mosambik, Kazuzo: Schulbesuch

Reisetagebucheintrag 15. April 2014:
Dann geht es weiter auf holprigen, lehmigen Feldwegen, "Straßen" wäre zuviel gesagt. Nach einem kurzen Stopp beim Haus des "Development Facilitators" (der für uns die Besuchstermine arrangiert, damit wir auch alle antreffen, mit denen wir reden wollen) fahren wir zur Mutepuehi-Schule. Dort werden 10 Schulklassen unterrichtet, sechs am Vormittag, vier am Nachmittag, denn für alle zehn gibt es zu wenig Klassenräume.

Die Mutepuehi-Schule in Kazuzo

Ein heftiger Sturm hat einen Teil der Schule zerstört. Es wäre wegen Einsturzgefahr zu gefährlich, hier zu unterrichten.
Auch der zur Schule gehörende Brunnen ist kaputt und müsste dringend repariert werden.
Als "Toilette für kleine Geschäfte" dient ein Paravent aus Strohmatten, der Sichtschutz bieten soll. "Große Geschäfte" erledigen die Kinder im angrenzenden Gebüsch, was wegen der Schlangen gefährlich ist.
Wir sprechen mit dem neuen, äußerst sympatisch wirkenden Direktor und da Azevedo erst seit kurzem für Kazuzo zuständig ist, nützt er auch gleich die Gelegenheit, sich vorzustellen: Gegenseitiges Vertrauen ist die wichtigste Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Menschen im Projektgebiet.
Auch bei unserem Besuch der Mutepuehi-Schule haben sich allerlei Neugierige eingefunden. v.l.n.r (sitzend): Der neue, sympatische Schuldirektor, Ligia, die Kommunikationsassistentin, Antonio, der "Communicator" und Azevedo, der Leiter des Regionalentwicklungsprogramms.
Dann dürfen auch kurz den Unterricht "stören", um die Kinder beim Lernen zu fotografieren.
Auf dem Rückweg besuchen wir eine Familie, von der Azevedo erfahren hat, dass einer der Söhne nicht in die Schule gehen kann, weil er stattdessen für einen Nachbarn Tiere hüten muss. Bezahlt wird er dafür nicht. Azevedo will mit der Familie sprechen und versuchen, dem Buben trotzdem den Schulbesuch zu ermöglichen.

Dann kommen wir an einer anderen Schule vorbei, die dringend renoviert werden muss. Dort erwartet uns neben schaulustigen Neugierigen, die sich überall versammeln, wo wir auftauchen, ein kleiner, alter Mann. Man sieht es ihm nicht an, aber er ist ein sogenannter "local chief". Da diese traditionellen Führungspersonen großen Einfluss auf die Menschen haben, mehr als zum Beispiel die offiziellen Bürgermeister, ist es wichtig, sie in alle Entscheidungen einzubinden. Er hat von unserem Besuch der anderen Schule erfahren und will sicherstellen, dass wir auf "seine" Schule nicht vergessen. Auch ohne Telefon spricht sich unsere Anwesenheit überall wie ein Lauffeuer herum...
Der "local chief" erwartet uns bei der Schule, und wie immer haben sich auch wieder Kinder angesammelt, die uns vorsichtig-neugierig beäugen.

Mit seiner freundlichen Art schafft es Azevedo, die sonst sehr schüchternen Kinder zum Lachen zu bringen. Neben ihm hat der "local chief" auf der sogenannten Schulbank Platz genommen.
Da zwischen den Orten, die wir besuchen, immer längere Autofahrten liegen, bleibt für heute nicht mehr viel Zeit. Aus Sicherheitsgründen sollen wir bei Dunkelheit nicht mehr mit dem Auto fahren, einerseits, weil es entlang der Feldwege keine Beleuchtung gibt, andererseits, weil mit der Dämmerung auch die Moskitos  kommen, die die gefährliche Malaria übertragen. Wir machen uns also wieder auf zu unserem Quartier in Nampula und ruhen uns aus für den nächsten Tag. Da geht es dann in unser Projektgebiet Nihessiue...

Elisabeth Amann, World Vision Österreich