Freitag, 22. November 2013

Taifun Haiyan - Lernen und sich erholen im Kinderschutzzentrum von Tabogon


Heute besuchen wir eines der ersten Kinderschutzzentren auf der Insel Cebu – und einen Volksschüler, der die Zerstörung seines Hauses gemalt hat…


Emmanuel Ngojo, 8, zeigt seinem Onkel eine Zeichnung von seinem Haus, die er während einer Malveranstaltung gemeinsam mit seinen Freunden in Tabogon im Norden der philippinischen Insel Cebu gemalt hat. „Mein Haus sieht jetzt wie ein Skelett aus“, meint Emmanuel traurig.
Seine Zeichnung zeigt das Haus, wie es vor dem Taifun Haiyan ausgesehen hat: Unbeschädigt und ansehnlich, umgeben von großen Bäumen. Und sie zeigt auch das Haus nach dem Taifun, ohne Dach, mit einer beschädigten Fassade.


Emmanual und etwa 400 andere Kinder haben einen Tag mit Spielen, Aktivitäten und Lernen verbracht. So haben sie etwas Erholung von den sehr belastenden Tagen seit der Taifunkatastrophe vom 8. November gefunden.


World Vision hat sein erstes Kinderschutzzentrum eröffnet, um Kindern zu helfen, sich zu erholen, wieder etwas Normalität im Alltag zu finden, und auch um den Eltern der Kinder genügend Erholungspause zu geben, sich um Arbeit oder die Reparatur ihrer Häuser zu kümmern.


Die schönen, weißen Zelte nebenan stehen auf dem Boden der schwer beschädigten, dachlosen Volksschule von Somosa, in die viele Kinder gegangen sind. Manche von ihren Lehrern haben sie in diesem neuen Raum willkommen geheißen, und diesem ein familiäres Antlitz verliehen.
„Sie können zurück in die Schule gehen“, sagt Arlo Ramos, ein Experte für Kindergesundheit und Kinderernährung, der beim Aufbau der ersten Zelte in Tabugon geholfen hat. „Wir haben ihre eigenen Lehrer in die Lerneinheiten der Kinderschutzzentren geschult und mit ihnen zusammen gearbeitet. Diese Lehrer werden auch imstande sein, den Kindern etwas Erholung zu geben.“

Kathryn Reid and Chris Huber

Mittwoch, 20. November 2013

Taifun Haiyan - Claire hat fast alles verloren


Claire Ylana, 9, ist die Beste in ihrer Klasse, und sie hat dafür schon Medaillen bekommen. Bis der Taifun Haiyan in ihrer Gemeinde Tabogon im Norden der Insel Cebu zugeschlagen hat, waren die Medaillen von Claire unter Glas eingefasst und hatten einen stolzen Platz auf der Wand im Haus ihrer Familie. Claire und ihr Vater Danny, ihre Mutter Julia Ann und ihr vierjähriger Bruder Joshua Lee waren gerade im Stockwerk im Haus, als der Taifun kam.

„Wir haben auf den Kokosbaum vor uns geschaut, als zwei Bäume hinter uns umgestürzt, auf das Haus gekracht sind und das Dach zerstört haben“, sagt Julia Ann. „Wir liefen in das Gemeindezentrum und haben nichts mitgenommen. Die Kinder waren durchnässt; und wir hatten nichts zu essen. Viele Familien haben sich im Gemeindezentrum versammelt, aber das Dach war durch den Sturm weggerissen, und jeder war gründlich durchnässt.“

„Das erste Ding, wonach Claire nach dem Sturm zu Hause gesucht hat, waren ihre Medaillen“, erinnert sich ihre Mutter. Als das Mädchen sie gefunden hatte, war der Kasten zertrümmert. Claire hing die Medaillen in eine nette Reihe an der Wand.

Sechs Tage später kamen Claire mit ihrer Familie sowie tausende andere Überlebende zurück in das Gemeindezentrum in Tabogon. Sie standen in einer Reihe im Hof unter einem schönen, sonnigen Himmel, um Nahrung, Wasser und Hygienesets von World Vision in Empfang zu nehmen.

Blauer Himmel zeigte sich auch durch das Loch im Dach des Gemeindezentrums. Einige Blätter, die als provisorischer Lochfüller angebracht waren, waren durch den weiteren Wind wie Papier ganz verknittert. Andere, die davon geweht worden waren, wurden wieder herausgenommen und auf die äußere Wand geschichtet. Erst wenn dringlichere Dinge getan sein werden, kann das Evakuierungszentrum der Gemeinde wieder repariert werden.

Claires Familie nehmen die Pakete Nahrung, Wasser und ein Hygieneset, das sie nach Hause tragen – oder was davon noch übrig geblieben ist.
„Hier leben wir jetzt“, sagt ihre Mutter und zeigt auf eine leicht angehobene Ebene mit einem Vorhang, der zum Schutz der Privatsphäre davorhängt. Die Waren, die sie von der Verteilung der Hilfsgüter nach Hause gebracht haben, sind hier aufgestapelt. Hier hat es nicht genügend Raum für eine vierköpfige Familie gegeben, um sie nebeneinander aufzulegen. „Die Nahrung ist so eine wichtige Hilfe, wenn auch nur für eine Woche lang. Ich möchte mich darüber nicht beklagen. Das nächste Problem ist, wie wir das Haus reparieren sollen. Das ist wirklich von Bedeutung, denn jedes Mal, wenn es regnet, steigt in uns die Angst empor.“

Kathryn Reid

Dienstag, 19. November 2013

Taifun Haiyan - Maria Theresas Baby lächelt wieder (Teil II)

Maria Theresa, ihr Ehemann und ihre beiden Töchter Cyrah Mae, 4, sowie Baby Ella leben in dem Dorf Somosa, einige Kilometer von hier entfernt. Das Haus ihrer Familie wurde durch einen Sturm zerstört, sagt sie.

„Seither leben wir in der Schule; und diese ist sehr weit von hier entfernt“, fügt Maria Theresa hinzu. Ihr Ehemann hat auf einer Baustelle für die Gemeinde rund zwei Fahrstunden von hier entfernt gearbeitet. Seit dem Taifun konnte er nicht in die Arbeit gehen. Wenn es hier Jobs gibt, würde jemand zu ihm nach Hause kommen und ihn anheuern; doch seit dem Taifun konnte er nicht mehr zu Hause sein.

„Während des Sturms haben wir alle Panik gehabt“, erzählt dann Maria Theresa. „Als das Schlimmste vorüber war, mussten wir kriechend fliehen, denn der Wind war so stark. Wir haben unser Baby unter eine Plastikabdeckung gesteckt und sind dann die Berg hinaus gekrochen bis zu Schule auf der anderen Seite. Jetzt jedoch hat uns die Schulleitung erklärt, dass wir bis Montag die Schule wieder verlassen müssen.“

Am Tag nach der Verteilung wird die Familie beginnen, Material ihres zerstörten Hauses zu sammeln, so dass Maria Theresas Ehemann eine kleine Hütte zum Wohnen bauen kann.

„Die Nahrung wird uns allen sehr helfen“, sagt Maria Theresa. „Es sollte für zwei Wochen ausreichen.“
„Das wird die härteste Zeit für uns werden“, weiß Maria Theresa. „Wir werden versuchen, zurück nach Hause zu gehen, dann wird auch mein Mann wieder in die Arbeit gehen können. Ich weiß nicht, was wir ohne diese Hilfe tun würden.“

Maria Theresas Schwiegermutter, Cleopa Itang, 62, hat auch ihr Haus durch den Taifun verloren. Sie hat mit ihren Enkeln im Teenager-Alter in der Nähe der Familie von Maria Theresa gelebt. Eines ihrer Enkeln ist ein Bauarbeiter wie ihr Sohn. Die beiden werden zusammenarbeiten, umein provisorisches Häuser von den Resten ihrer alten Häuser zu bauen.

Die Familie hat einen Plan, wie es weiter gehen soll. Der Reis, die Bohnen und die Dosensardinen, die sie heute mitnehmen, ist ein ganz wichtiger Bestandteil davon – zusammen mit den Werkzeugen und Fähigkeiten zweier Bauarbeiter und der Fähigkeit der Mütter, ihre Familien zu ernähren.

Kathryn Reid

Montag, 18. November 2013

Taifun Haiyan - Maria Theresas Baby lächelt wieder

Maria Theresa Itang, 24, trägt ihr zufriedenes Baby auf ihrem Arm. Gelegentlich hebt sie ihr rosa T-Shirt leicht an, um ihr Baby zu stillen. Zusammen mit ihrer Schwiegermutter Cleopa und ihren Nachbarn sitzt sie am Fuße des Hügels beim Eingang des Tabugon-Gemeinschaftszentrums in Somosa im Norden von Cebu. Etwas höher auf dem Hügel spielen hinter ihnen Kinder auf den Ästen eines großen Baumes, der vom Taifun Haiyan umgestoßen wurde. Vor über einer Woche noch hätten sich Maria Theresa und ihre Nachbarn dieses Bild nicht vorstellen können.

Tausende Menschen aus der Umgebung stellen sich in der Reihe des unteren, gepflasterten Hofes auf. Freiwillige, örtliche Mitarbeiter des Gesundheitswesens und das World Vision-Hilfsteam stellen das Verteilungssystem auf. Sie registrieren Hilfsempfänger, transportieren Hilfsgüter von den Lastwägen und verteilen Wasser, Nahrung und Hygienesets. Bevor der Tag vorbei ist, werden 780 Familien – das sind etwa viertausend Personen – die notwendigen Güter haben.

Jedoch steht hinter dieser ersten Verteilung eine Armee von Helfern. Sie beschaffen die Güter, sorgen für die Logistik der Flüge und Schiffe und zeichnen Linien in ihren Plan, wo die Brücken zerstört und die Straßen unpassierbar geworden sind, wodurch Gebiete, in denen hilfsbedürftige Menschen leben, kaum zugänglich geworden sind.

Und manchmal ist Maria Theresa überwältigt von der Versorgung für sie und ihr kleines Kind – als eines der vielen hilfsbedürftigen Menschen...

Kathryn Reid

Taifun Haiyan - „Danke, dass wir leben“

Die 13jährige Rovita und ihre Familie haben den Taifun Haiyan nur knapp überlebt. Unserer Kollegin Crislyn Felisilda schildert sie den verzweifelten Kampf ums Überleben.

Rovita und ihre Familie haben sich zusammen in ihrer Baracke in Daan Bantayan im Norden der Insel Cebu gedrängt, als der Taifun vor einer Woche zuschlug. Ihre Mutter Evelyn sagte ihren Kindern, sie könnten im Haus bleiben, weil es da sicherer sei. Doch als der Wind heulte und schwere Regenfälle brachte, begannen die Häuser einzustürzen und die Bäume umzukippen.

„Meine Kinder haben geweint. Ich konnte kaum atmen“, schildert Evelyn. „Wir haben nur gebetet.“
Die Familie hat versucht, durch die Hintertür zu fliehen. Und dann ist das Haus zusammengefallen.
Der Wind hat uns umgestoßen, als wir zur Schule liefen. Ich habe meinen Geschwistern gesagt, sie sollen sich bewegen“, erinnert sich Rovita. „Ich war so verängstigt und konnte kaum die Umgebung sehen.“

Glücklicherweise konnte sich die Familie in der Schule in Sicherheit bringen, zusammen mit mehr als dreihundert anderen Familien. Doch dann begannen auch die Wände der Klassenzimmer zu brechen. „Wir haben gezittert und sind gelaufen, wie es nur ging“, erzählt Rovita. „Die älteren Kinder haben die jüngeren beschützt. Wir fühlten schon die Nässe und Kälte. Dann stürzte ein großer Baum auf die Schule und zerschlug das Dach. Das war der schrecklichste Augenblick in meinem Leben. Ich dachte, ich müsse sterben und würde meine Familie nicht wieder sehen.“

Jetzt leben Rovita und ihre Familie in einem kleinen Zelt vor ihrem zerstörten Haus und hofft auf eine rasche Hilfe. Doch vor allem ist Rovita dankbar, dass sie und ihre Familie überlebt hat. „Ich bete zu Gott und danke ihm, dass wir den Taifun überlebt haben.“

Crislyn Felisilda

Freitag, 15. November 2013

Taifun Haiyan - 900 Familien auf Cebu versorgt!


Unseren Hilfsteams ist es heute gelungen, dringend benötigte Hilfsgüter an Opfer des Taifuns Haiyan auf der philippinischen Insel Cebu zu verteilen!
900 Familien insgesamt erhielten Lebensmittel, Wasser und Hygiene-Sets. Die Empfänger hatten zum ersten Mal seit sechs Tagen Hilfe bekommen.

„Wir sind glücklich, dass die Verteilung endlich stattfinden konnte und dass alles ruhig und friedlich abgelaufen ist“, erklärte unsere philippinische Mitarbeiterin Joanne Tay. „Obwohl sie hungrig und durstig waren, verhielten sich alle Empfänger vorbildlich diszipliniert.“ Die Familien sind durch die Hilfsgüter nun für etwa zwei Wochen lang mit Nahrung und Trinkwasser versorgt.

Darüber hinaus erhielten die Menschen Hygiene-Artikel wie Seife und Desinfektionsmittel. Übrigens kam bei der Verteilung kam auch eine spezielle World-Vision-Technik zum Einsatz: eine Karte zum Erfassen der Empfänger, ähnlich einer EC-Karte, die gewährleistet, dass niemand mehrfach oder unberechtigt Hilfsgüter erhält!

Minnie Portales

Taifun Haiyan - Familien kämpfen ums Überleben



Im zweiten Teil ihres Berichts schildert unsere Kollegin Lanelyn Carillo den Überlebenskampf einer fünfköpfigen Familie und wie die zwölfjährige Christine ihre Schulfreunde vermisst.


Noel, 45, ein Vater von drei Kindern, sagt, dass er und seine Familie kein Haus hätten, in welchem sie bleiben könnten, keine Nahrung, keine Kleidung und kein Wasser. Sie sind vorläufig nur auf Hilfslieferungen der Regierung oder Privater angewiesen.

„Wir danken den Menschen, aber die Lieferung kann nur ein paar Tage dauern. Danach würden wir entweder gekochte Bananen oder überhaupt nichts essen“, befürchtet Noel. Er fährt ein Dreirad, um damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, doch er verdient so wenig, dass er sich an einem Tag nicht einmal eine große Getränkeflasche leisten kann.

Mehr „Glück“ hat die zwölfjährige Christine. Sie erzählt mir, dass viele ihrer Nachbarn Wasser aus einem Brunnen nahe dem Haus ihrer Tante bekämen. Christine und ihre drei jüngeren Geschwister leben nun im Haus ihrer Tante, nachdem der Taifun Haiyan ihr Haus zerstört hat. Ihr Vater arbeitet in Manila. Die Schulen sind für eine Woche geschlossen, weil fast alle Schulgebäude von dem Taifun beschädigt worden sind. „Ich möchte zurück in meine Schule“, fügt Christine hinzu. „Es ist besser, in der Schule als hier zu sein. Ich bin viel glücklicher in der Schule mit meinen Freunden.“

Die Straßen in Tinubdang, Daanbantayan, sind mit Menschen überfüllt, die auf umgestürzten Baumstämmen oder behelfsmäßigen Bänken, um auf Nahrung oder Wasserlieferungen zu warten.

„Sie tun das immer so. Sobald sie von Hilfslieferungen hören, laufen sie zu den Plätzen, wo die Nahrung verteilt wird. Als ich Christine frage, wie sie sich in dieser Situation fühlt, sagt sie: „Ich möchte die Menschen so nicht sehen. Aber sie haben nichts zu essen. Sie haben keine andere Arbeit. Meine Geschwister und ich sind froh, dass unser Vater in Manila arbeitet. Doch die Väter anderer Kinder haben keine Arbeit mehr. Das ist traurig.“

Lanelyn Carillo