Sonntag, 27. April 2014

Projektbesuch Mosambik, Nihessiue: Wieder jede Menge Schulbesuche, Wasser & Toiletten

Reisetagebucheintrag 16. April 2014:
Noch vor dem Besuch der Müttergruppe und der Gesundheitsstation kommen wir an der ersten Schule des heutigen Tages vorbei.
Die erste Schule des heutigen Tages...
Wir sprechen mit dem Direktor, unter anderem über ein Thema, das uns während unseres gesamten Aufenthalts im nördlichen Mosambik immer wieder begegnet: Die Frühverheiratung junger Mädchen bereits im Alter von 12 bis 14 Jahren.
Im Gespräch mit dem Direktor erfahren wir, dass es heuer an seiner Schule erfreulicher Weise keinen Fall gegeben hat, in dem ein Mädchen wegen Frühverheiratung die Schule abgebrochen hat, im vergangen Jahr gab es nur einen Fall. Damit sich diese Entwicklung weiter fortsetzt, schult World Vision Lehrer und sensibilisert Eltern für das Thema.
Das Problem der Frühverheiratung: Die Mädchen werden oft auch früh schwanger, was sich nachteilig auf ihre Gesundheit auswirkt. Außerdem brechen diese Mädchen meist auch den Schulbesuch ab und bleiben so bildungsmäßig auf der Strecke.
Die Frühverheiratung führt auch zu frühen Schwangerschaften, die sich negativ auf die Gesundheit der Mädchen auswirken, ihren Körper auszehren und sie schneller altern lassen.
World Vision arbeitet daher gemeinsam mit den Schulen und anderen Meinungsbildnern daran, diese Tradition durch Aufklärung und Bewusstseinsbildung der Eltern dahingehend zu verändern, dass die Mädchen erst später heiraten (und schwanger werden) und die Schule möglichst lange besuchen zu können. Leider ist die Frühverheiratung nicht nur eine lange gepflegte Tradition in Mosambik, sondern stellt für die meist sehr armen Familien aus deren Sicht auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit dar. Denn es ist dann nicht nur eine Esserin weniger zu versorgen, der Ehemann des Mädchens unterstützt die Familie auch - entweder mit etwas Geld oder mit Nahrungsmitteln. Es bedarf daher Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen, um die Situtation nachhaltig zu verändern: Neben der Sensibilisierung der Bevölkerung muss auch die Einkommenssituation der Familien verbessert werden. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass World Vision in der Entwicklungszusammenarbeit einen umfassenden Ansatz verfolgt und Probleme nicht nur punktuell angeht. Während Frühverheiratungen in  Kazuzo noch gang und gäbe sind, hat sich die Situation in Nihessiue schon deutlich verbessert, nicht zuletzt eine Auswirkung der Arbeit von World Vision.


Die zweite Schule des heutigen Tages besuchen wir aus zwei Gründen: Zum einen hat ein Spender aus Österreich Regale für die Schule gespendet,die gerade eingetroffen sind. Zum anderen treffen wir dort ein World Vision-Patenkind. Es ist die Mulhaniua-Schule. Wie fast überall, wo wir hinkommen, strömen Kinder herbei, um sich fotografieren zu lassen.
Neugierig kommen die Kinder heran. Mit der Zeit werden es immer mehr, alle wollen auf ein Foto. Die Freude machen ich ihnen gern.

Dank einer Spende aus Österreich konnte die Mulhaniua-Schule Bücherregale anschaffen, eines davon ist hier zu sehen. Der "Schulwart" und meine Kollegin Sabine Stelczenmayr präsentieren es stolz.
Den Besuch der Schule nutzen wir auch, um mit dem Patenkind eines österreichischen Paten zu sprechen. Trotz der ausgeprägten Schüchternheit des Mädchens gelingt es mir, sie zum Lächeln zu bringen. (Azevedo übersetzt für mich: "Du bist ein sehr hübsches Mädchen, aber noch hübscher wärst du, wenn du ein bisschen lachen würdest." Wie man sieht, hat´s funktioniert...)
Auch unser letztes Ziel für den heutigen Tag ist wieder eine Schule. Diesmal steht aber nicht die Schule selbst im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit, sondern der nahegelegene Brunnen und die gerade in Bau befindlichen Toiletteanlagen.
Azevedo kostet das Wasser des neuen Brunnens. Der junge Mann, der die Brunnenpumpe betätigt, ist der für Wasser, Sanitär und Hygiene (kurz WASH für Water, Sanitation and Hygiene) zutändige World Vision-Mitarbeiter in Nihessiue.
Der Brunnen wurde 2013 mit Mitteln von World Vision gebaut. Er versorgt die Schulkinder nicht nur mit sauberem Trinkwasser, das abfließende Wasser wird auch einen kleinen Schulgarten bewässern, der in Kürze angelegt werden soll.
Um auch das ablaufende Wasser sinnvoll zu nutzen, wird unterhalb des Brunnens ein kleiner Schulgarten angelegt.
Als wir bei der Schule ankommen, dämmert es bereits - wir sind aufgrund des dichten Programms schon etwas spät dran. Trotzdem wird noch fleißig gearbeitet: Maurer sind gerade dabei, die Wände der neuen Toiletten zu verputzen. Insgesamt werden drei Toiletten-Blöcke gebaut: Einer für die Mädchen, einer für die Buben und einer für die Lehrer.
Fachmännisch verputzen die Arbeiter die Toilettenwände.

Wie die Toiletten aussehen sollen, wenn sie fertig sind, zeigt man uns auf einer Planskizze. Vor den Toiletten werden auf einem Podest Wassertanks installiert. Dieses Wasser kann dann zum Händewaschen genutzt werden.
Mittlerweile bricht die Dunkelheit herein, wir machen uns also wieder auf den Weg. Da es nach Nampula-Stadt zu weit wäre, übernachten wir heute in Murrupula. Hotels gibt es hier keine. Wir nehmen ein kleines, einfaches Zimmer in einem Hinterhof. Auch wenn die hygienischen Bedingungen mit unseren europäischen Vorstellungen nicht das Geringste zu tun haben: Das Essen, das die Hausherrin Dona Fernanda uns serviert, schmeckt ganz ausgezeichnet.

Sabine Stelczenmayr und ich teilen uns ein Zimmer. Es gibt zwar zwei Betten, aber nur ein Moskitonetz. Dona Fernanda meint zwar, dass es hier ohnehin keine Moskitos gäbe, aber ich habe da so meine Zweifel. Drum bin ich jetzt heilfroh, dass ich das Moskitonetz mitgeschleppt habe, das mir mein Bruder und seine Familie heuer für meine Afrikareise zum Geburtstag geschenkt haben. Und auch meiner weltreiseerfahrenen Schwester bin ich dankbar, dass sie mir ihren Hüttenschlafsack mitgegeben hat. (Ein paar Bettwanzenbisse habe ich trotzdem davongetragen, wie mir der Tropenmediziner in Wien nach meiner Rückkehr bestätigt.) Die Zähne putzen wir uns mit Wasser aus Trinkwasserflaschen, die sonstige Abend- und Morgentoilette muss leider ausfallen, denn "Badezimmer" gibt es hier keines. (Wie gut, dass ich wenigstens eine kleine Flasche Hanghygiene-Gel mithabe: Das funktioniert auch ohne Wasser und sollte in keinem Reisegepäck fehlen.)

Morgen geht es dann wieder zurück nach Kazuzo...

Elisabeth Amann, World Vision Österreich

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