Dienstag, 29. April 2014

Projektbesuch Mosambik, Kazuzo: Wohlverdiente Stärkung & Abschied aus Mosambik

Reisetagebucheintrag 17. April 2014:
Nach unserem "Ausflug in den Busch" machen wir uns wieder in die "Zivilisation" auf. Wir haben heute noch die Gelegenheit, uns mit zwei Schuldirektoren etwas näher über das Problem der Frühverheiratung junger Mädchen zu unterhalten.
Im Gespräch mit dem Direktor der angrenzenden Schule erfahren wir, dass Frühverheiratung junger Mädchen in Kazuzo nach wie vor häufig vorkommt und die Menschen das hier aus kulturellen Gründen auch als "ganz normal" ansehen. Es liegt also noch viel gemeinsame Arbeit und jede Menge Bewusstseinbildung vor uns. Unter anderem bietet World Vision daher gezielte Schulungen für das Lehrpersonal an.

Diesen Direktor kennen wir schon von unserem ersten Besuch in Kazuzo vor zwei Tagen. Bevor er Direktor an "seiner" Schule wurde, hat er an der angrenzenden Schule unterrichtet.
Mir fällt auf, dass alle Schuldirektoren, denen ich hier bisher begegnet sind, unglaublich sympatisch, aufgeschlossen und auch sehr gebildet wirken. Ich werte das als äußerst gutes Zeichen, denn World Vision muss eng mit ihnen zusammenarbeiten, um nachhaltige, positive Veränderungen im Projektgebiet zu erreichen. Und gerade der Bildungsbereich ist wegen seiner Multiplikatoren-Funktion dafür extrem wichtig. Vorbilder für die Mädchen, wie etwa weibliche Lehrerinnen, sind dabei sehr hilfreich. Spezielle Förderungen für Mädchen, wie etwa das Erlassen von Schulgebühren auch in höheren Schulstufen, sollen ebenfalls dazu beitragen, dass die Mädchen länger in der Schule bleiben.

Wir treffen uns in einem Lokal, das einer der beiden Direktoren gleich neben "seiner" Schule betreibt.
Da wir uns mit den beiden Direktoren in einem "Restaurant" treffen, haben wir auch Aussicht auf eine Stärkung, sobald wir die beiden Interviews beendet haben. (Die haben wir auch dringend nötig, denn seit dem Frühstück bei Dona Fernanda haben wir nichts mehr gegessen und es ist mittlerweile bereits später Nachmittag - und immerhin haben wir ja gerade einen "Gewaltmarsch" durch die Wildnis hinter uns gebracht.) Wie üblich erhalten wir auch hier die für die Region typischen Speisen.
Vor dem Essen wird natürlich händegewaschen.
Serviert wird zu großen Nocken geformter Maisbrei (von der Form her ähnlich wie unsere Griesnockerln, nur ungefähr 2-3mal so groß)...
...Reis...
...gebratener Fisch...
...und ein Eintopf aus allerlei Hühnerteilen (mit dabei: die kunstvoll mit Hühnerdarm verschnürten Innereien, die hab ich aber ehrlich gesagt lieber weggelassen...)
  Dazu gibt es eine Art kalte Tomatensauce.
Bevor wir wieder Richtung Nampula-Stadt aufbrechen, unterhalten wir uns noch über die allgegenwärtigen Straßenstände, die gebrauchte Kleidung aus Europa (und anderen reichen Ländern) feilbieten. Als aufgeklärte und arte-Doku-informierte Österreicher stehen wir dieser Sache natürlich kritisch gegenüber, stellt der Handel mit gebrauchter Kleidung aus den reichen Ländern - wie wir zu wissen glauben - doch eine Konkurrenz für die lokale Bekleidungsindustrie dar. Aber wir erfahren, dass es (anders als in anderen afrikanischen Ländern) erstens in Mosambik keine nennenswerte heimische Bekleidungsindustrie gibt und zweitens der Großteil der Leute hier nackt herumlaufen müsste, weil sich die Menschen neue Kleidung schlicht und ergreifend gar nicht leisten könnten. Außerdem sei die gebrauchte Kleidung aus Europa qualitativ (und auch optisch) meist deutlich besser, als die Kleidung, die man hier in Geschäften bekäme (wenn man denn das Geld dafür hätte).
Sogenannte "Humana-Kleidung" wird hier überall angeboten. Gäbe es die nicht, könnten sich viele hier gar kein Gewand leisten.
So hat es wohl ausnahmsweise auch mal was Gutes, wenn wir verwöhnten Europäer Dinge weggeben, die noch tadellos in Schuss sind (zumindest, solange sie nicht im Müll, sondern im Sammelcontainer landen). Aber unser Wohlstand und die damit leider oft einhergehende Verschwendungssucht wird mir deutlicher vor Augen geführt, als mir lieb ist, wenn ich die Armut hier sehe.

Aber trotz der verbreiteten Armut fällt mir auf, dass die meisten Menschen in der Region eine Würde und Zufriedenheit ausstrahlen, die mich wirklich beeindruckt. Von diesen Menschen können (und sollten) wir noch sehr viel lernen. Das Streben nach Profit und nach "immer mehr" von Dingen, die man eigentlich nicht braucht, ist allerdings nicht dabei. Aber das beherrschen wir ohnehin schon...

Tja, und dann geht´s nach diesem langen und aufregenden Tag endlich wieder zurück zu unserem Hotel in Nampula. Ich freue mich schon wie ein kleines Kind darauf, unter der Dusche den Schweiß und Dreck der letzten 36 Stunden abzuwaschen, mich in einem sauberen Bettlaken zu räkeln (auch wenn das schon wieder ziemlich europäisch-verwöhnt klingt...) und von den Anstrengungen der letzten Tage zu erholen.

Reisetagebucheintrag 18. April 2014:
Bevor wir uns heute wieder auf den Weg zum Flughafen machen (da unser Flug Richtung Johannesburg um 14:00 Uhr startet, müssen wir spätestens um 12:00 Uhr dort sein), besuchen wir noch das World Vision-Büro in Nampula. Dort haben wir uns mit einem jener Männer verabredet, die derzeit für World Vision in den Projektgebieten von Kazuzo und Nihessiue eine Datenerhebung durchführen. Diese Datenerhebung - auch Baseline-Survey genannt - dient dazu, in regelmäßigen Abständen den Ist-Zustand zu erheben. Nur so kann auch festgestellt werden, ob und welche Erfolge erzielt werden, und wo noch Veränderungen nötig sind, um die mit der Bevölkerung vereinbarten Ziele zu erreichen.
Meine Kollegin Sabine Stelczenmayr bedankt sich bei Benicio Franciscu Fareto, einem der "Datenerheber", die zur Zeit für World Vision in Kazuzo und Nihessiue unterwegs sind, für das Interview und seinen Einsatz im Feld.
Dann ist es soweit und es heißt für uns auch schon wieder Abschiednehmen aus Mosambik!
Ich sage "no kuru!" (ob man das so schreibt, weiß ich nicht, aber es soll in der lokalen Sprache in Nampula soviel heißen wie "Vielen Dank!") an die vielen freundlichen Menschen in Mosambik, die uns so herzlich willkommen geheißen haben und uns Einblicke in ihr Leben gewährt haben! Ich werde euch vermissen, freue mich aber gleichzeitig auch wieder auf "daheim"...

Elisabeth Amann, World Vision Österreich

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