Mittwoch, 17. Oktober 2012

Tag 4, 16. Oktober 2012: Die große Begegnung mit unseren Patenkindern

Stefan und Heidi mit ihrem Patenkind Joaquin
und seiner Mama
Zunächst zu der Vorgeschichte zu unserer Patenschaft: Bereits im Jahre 2004 entschlossen wir uns, ein Patenkind über World Vision International anzunehmen. Es freute uns im Jahr danach umso mehr, dass eine Patenreise zu den Projekten "La Frontera" und "Nuevos Horizontes" stattfand. Um ein entsprechendes Vorwissen mitzubringen, wurde Lektüre über Araukanien, den nie von den Spaniern ganz besiegten kriegerischen Stamm der Mapuche und die Lebensbedingungen in Reservaten gesammelt.
Genauso wie heute saßen wir dann erwartungsvoll, bis ein 8jähriger Mapucheindianer schüchtern mit einer riesigen Calla vor uns stand und nicht wusste, wohin er schauen sollte. Trotzdem wurden bei allen, also auch bei uns, die Emotionen frei, und die Grundlage einer Freundschaft war entstanden. Da auch damals die Möglichkeit bestand, Familienmitglieder kennenzulernen, nahmen auch Vater, Mutter und die kleine Schwester an dem Treffen teil, und wir lernten sie kennen.
Heute, sieben Jahre danach, staunten wir nicht schlecht über die Veränderungen:
Aus dem kleinen, schüchternen Jungen war ein junger, selbstbewusster Jüngling geworden. Auch der Berufswunsch steht schon fest: Elektronik bzw. etwas in Richtung Computer.
Also wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Persönlichkeitsbildung betrieben. Als ehemaliger Eisenbahner kann ich nur sagen: Der Zug fährt in die richtige Richtung.
Auf der Rückfahrt konnten wir uns vor Ort die von World Vision International betriebene Projektarbeit anschauen. Schwerpunkt dabei ist wohl die Unterstützung der Frauen. Da es sich hierbei vor allem um Schafzucht und Wollverarbeitung handelt, haben die Frauen die Möglichkeit, dies neben ihrer Hausarbeit zu machen, können sich die Zeit entsprechend einteilen und brauchen die Gegend nicht zu verlassen. Wirtschaftlich ist dies dann ein zweites Standbein für die Familie. Wie eine Frau im Interview stolz vermerkte, bringe ihr die Arbeit mit ihren Schafen so viel, dass sie davon die Studiengebühren für ihre Tochter an der Universität bezahlen kann. Wir alle wissen, dass Bildung die beste Investition in die Zukunft ist.
Wir fahren auch diesmal wieder mit dem Gefühl nach Hause, dass unser monatlicher Beitrag sinnvoll zur Verbesserung der Lebensbedingungen im Projekt verwendet wird.
Unser Joaquin wird würdig in die Fußstapfen seiner Vorfahren steigen, wenn auch unter anderen Bedingungen und einem anderen Umfeld.
Stefan mit Heidi

Ingrid mit ihrem Patenkind Marlen
Heute war es endlich soweit: Das Treffen mit unseren Patenkindern stand auf dem Programm. Die Spannung begann schon heute beim Frühstück, wie wird es werden, wenn wir heute unsere  Patenkinder zum ersten Mal sehen? Die Aufregung hielt uns jedoch nicht davon ab, uns das super Frühstücksbuffet schmecken zu lassen. Frisch gestärkt ging es mit dem Bus und unserer Reiseleiterin 
Carmen in Richtung Carahue und weiter nach Puerto Saavedra, wo uns das chilenische World Vision-Team im Projekt La Frontera herzlich in Empfang nahm.
Nach einer kurzen Einführung über die Schwerpunkte des Projektes wurden wir mit unseren Patenkindern bekannt gemacht. Vom heutigen Tag kann nur das Herz sprechen. Uns fehlen die Worte – es gibt dafür nur Gefühle, die man schwer beschreiben kann. Dieses unbeschreibliche Erlebnis  wünschen wir jedem, der noch kein Patenkind hat, dass er es erleben darf.
Das gemeinsame Mittagessen mit den Patenkindern und den Müttern, Verwandten und Dolmetscherinnen war spannend, einfühlsam, aufregend und emotional, aber leider viel zu kurz. Die Zeit verging einfach wie im Fluge! 
Weiter ging es mit der Fahrt zu den Mapuches. Mapuche heißt übersetzt: „Leute der Erde“. Sie sind sehr naturverbundene, friedliche und herzliche Menschen. Die Fahrt kann man nur so beschreiben: Augen zu und durch, denn die Straße ging bergauf – bergab – Kurven – Enge – nur Schotter, aber trotzdem VOLLGAS und durch!!! Wir waren froh, dass der Fahrer „scheinbar“ wusste, dass am heutigen Tag kein Gegenverkehr kommt! Die Fahrt war erlebnisreich, und eine gratis Rüttelmassage war inkludiert!
Bei den Mapuches besuchten wir ein landwirtschaftliches Projekt, in dem Frauen Schafe zur Woll- und Fleischerzeugung halten und züchten. Die Frauen machen alles selber: Schafe scheren, waschen und färben des Wollvliesses, von Hand spinnen und weben.
Ein Dank dem World Vision Team für die so tolle und spannende Vorbereitung. Die Emotionen könnten größer nicht gewesen sein.
Ingrid, Hilde, Ingrid, Susanne

Britta und Herbert mit ihrem Patenkind Marjorie
Einer der emotionalsten Momente meines Lebens… Ich war ja ohnehin gespannt, wie es ablaufen würde. Aber der Augenblick, als das Video gezeigt wurde, und ich Marjorie erkannte, ließen die Tränen fließen. Es begann noch sehr zaghaft, aber wir tauten schon sehr bald auf. Während des Essens hatten wir einen sehr angeregten Austausch. Ich hatte mir Daniela (Mitarbeiterin von World Vision Chile) gleich am Esstisch platziert, und alles lief wie am Schnürchen.
Ich war überrascht, wie gut unser Kind erzogen ist. Sie kümmerte sich sehr liebevoll um ihre kleine Schwester. Wir freuen uns über ihren Berufswunsch. Sie möchte Tierärztin werden und ihrem Vater auf der Farm helfen. Wir wünschen ihr, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht.

Britta und Herbert

Verena und Gerlinde mit ihrem Patenkind Camy
Schon beim Frühstück war die erste Aufregung spürbar. Denn heute war es soweit: der Besuch der Patenkinder des Projektes La Frontera stand auf dem Programm. „Alle Geschenke aufteilen – für Patenkind, Familie und Allgemeinheit – alle sollen was bekommen, und kein Neid darf entstehen.“
Um 08.30h brachen wir in Richtung Puerto Saavedra auf. Carmen, unsere Reiseleiterin erzählte uns während der Fahrt viel über die Mapuche, „Menschen der Erde“.
Kurzer Zwischenstopp für ein Foto in Comuna de Carahue: Bereits dort fragten uns Einheimische, ob wir die österreichische Gruppe von World Vision seien. Die Kinder hätten bereits von uns erzählt und würden uns schon sehr aufgeregt erwarten. Nach einer weiteren dreißigminütigen Fahrt und einem informativen Vortrag über die effiziente Projektarbeit in den Bereichen Bildung, Kinderwohl und Landwirtschaft lernten wir die Patenkinder kennen. „Last but not least“ kam auch „unsere“ Camy Nicole mit ihrer Schwester Ixia und Mama durch die Tür. Mit einer herzlichen Umarmung begrüßten wir uns – ein überwältigender Augenblick! Unglaublich, wie viel Vertrauen und Freude uns geschenkt wurde! Strahlende Augen beim Auspacken der Geschenke, gemeinsames Mittagessen, und ein bisschen Zeit zum Spielen – viel zu kurz fürs erste Kennenlernen. Zahlreiche Fotos zur Erinnerung an dieses unvergessliche Erlebnis wurden geknipst, und sogar das chilenische Fernsehen zeichnete die Begegnung auf.

Wehmütig stiegen wir nach inniger Verabschiedung in den Bus und fuhren – nach langem Winken – ab. Weiter ging es zu einem landwirtschaftlichen Projekt – auch dort herzliche Begrüßung, Bewirtung und Vorstellung, wie durch Workshops und hilfreiche Schulungen die Schafzucht zur Aufbesserung des Einkommens führen kann. Müde, aber glücklich erfolgt die Heimreise ins Hotel nach Temuco.
Gerlinde und Verena

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