Mittwoch, 11. April 2012

World Vision-Pressereise nach Niger - Tag 1: Die Anreise

Die Nacht war kurz, die Außentemperatur erreicht um 4 Uhr, als der Wecker läutet, nur 0° Grad. In elf Stunden werde ich bei 40°C schwitzen... Ich bin auf dem Weg nach Niamey, der Hauptstadt Nigers, um mit Journalisten über die Hungerkrise und Konflikte in Westafrika zu berichten.

14:45, Landung in Niamey bei 42° Grad. Als die Tür des Fliegers aufgeht und wir endlich an der Reihe sind auszusteigen, fühle ich mich, als hätte ich die Tür meines Backofens geöffnet, um zu schauen, ob der Schokoladenkuchen bereits fertig gebacken ist. Die Einreise ist unkompliziert, und sogar das gesamte Gepäck ist angekommen. Unsere Mission kann also beginnen.

 
Andrea-Christina Janousek


Lutz Hahn vor dem National-Office in Niamey/Niger
Eine Dunstglocke aus aufgewirbeltem Wüstensand liegt beim Anflug auf den Flughafen Niamey in Niger in der Luft. Der Blick aus dem Flugzeugfenster sieht gespenstisch aus. Hinzu kommt die Ansage, dass die Außentemperatur bei 44 Grad liegt. Puh... Die Landung erfolgt trotz der widrigen Umstände sicher. Auch bei der Pass- und Zollkontrolle gibt es keine Probleme.
 

Die Sicherheitslage hat sich in über das Wochenende verschärft. Flüchtlingsströme aus Mali sind nach Niger unterwegs. Man befürchtet, dass unter ihnen auch islamistische Rebellen sind, die die Gunst der Stunde nutzen wollen und ihren im Norden Malis gewonnenen Einfluss auch auf die Nachbarregionen ausdehnen wollen. Selbst Hilfsorganisationen können sich nur noch mit militärischem Schutz in die Region wagen. Zurzeit geht die UNO von 25.000 Flüchtlingen aus Mali aus, die nach Niger gekommen sind. Aber das ist nur eine erste Welle.

Im World Vision Office gibt es Sicherheitsmeetings. Wir treffen zwei Mitarbeiter, welche die gesamte Koordination der Hilfsmaßnahmen in der Region verantworten. Sie berichten von einem Besuch in einem Flüchtlingscamp letzte Woche und zeigen uns eine Falsche mit gelb-orange gefärbtem Wasser. Es ist Wasser, das die Menschen im Grenzgebiet zu Mali aus einem Brunnen schöpfen und trinken. Es bleibt ihnen keine andere Wahl. Dass Kinder davon Durchfallkrankheiten bekommen, kann ich mir gut vorstellen. Weiter berichten sie, dass Frauen ihre erkrankten Kinder in ihre Kleider eingewickelt haben und zur nächsten Krankenstation tragen. Tragisch: Es gibt im Umkreis von 50 Kilometern nur eine einzige Krankenstation. Ausgemergelt und zum Teil ohne eigene Kleider am Leib kommen die Mütter mit den Kindern dort an und hoffen auf Hilfe.

Hilfsorganisationen können in der unsicheren Gegend nur unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Es bleibt zu hoffen, dass die Unruhen nicht von Mali auf Niger überschwappen. Dann wäre der Kampf gegen die Ausbreitung der Hungersnot gänzlich verloren.

Lutz Hahn

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