Donnerstag, 5. April 2012

Mütter-Blog Teil 4

Die Journalistin Steffi Orbach und zwei andere Mütter aus Australien und Südkorea begleiten Mütter im Dürregebiet von Niger in ihrem Alltag und bloggen über ihre Eindrücke und Erfahrungen, um die aktuelle Hungerkrise greifbar zu machen.
Hilfe gegen den Hungertod: Zeinabou wird mit Spezialnahrung aufgepäppelt


















Tag 4

Zeinabou ist ein auffälliges Kind. Sie ist auffällig hübsch und sie ist auffällig dünn. Zeinabou wirkt teilnahmslos, fast abwesend. Viel zu ernst für eine Zweijährige. Sie ist ein schwieriger Fall, sagt Aissata, die Krankenschwester in der Klinik für unterernährte Kinder. Eigentlich müsste Zeinabou knapp 10 Kilo wiegen. Heute sind es 7,3. Aber immerhin, sagt die Krankenschwester – das sind 300 Gramm mehr als vergangene Woche.

Drei Stunden Fußmarsch zur Klinik

Wir sind rausgefahren aus Niamey, nach etwa einer Stunde biegt unser Fahrer links ab. Mitten in der Landschaft steht ein einsames Haus. Das ist die Klinik für unterernährte Kinder. Betrieben wird sie gemeinsam von World Vision und UNICEF.

Etwa 20 Mütter kommen jeden Tag hierher, um ihre Kinder untersuchen zu lassen. Manche nehmen dafür einen Fußweg von drei Stunden auf sich. Für eine Strecke. Bei 40 Grad im Schatten, den es hier kaum gibt. Die Kinder werden in der Klinik gewogen, Aissata misst Fieber und fragt die Mütter, ob die Kinder Durchfall hatten. All das schreibt sie in ein dickes Buch, jedes Kind hat eine Spalte mit den Werten der letzten Wochen.

Lächel-App für Zeinabou

Zeinabou bekommt ein Plumpy Nut. Was sich anhört, wie ein Schokoriegel, ist in Wirklichkeit ein silbernes Tütchen mit einer Art Erdnusspaste, angereichert mit Vitaminen und Nährstoffen. Drei Stück pro Tag soll sie davon essen. Zu Hause, erzählt ihre Mutter, gibt es nicht immer genug.

Wir drei Bloggerinnen haben uns etwas in den Kopf gesetzt. Dieses Kind muss wieder lachen. Wir bieten alles auf, was wir haben: Grimassen, piepsende Smartphones, Seifenblasen, raschelnde Tüten, ein Bonbon. Und es klappt. Zeinabou lacht. Das, sagt ihre Mutter, hat sie schon lange nicht mehr gemacht.

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