Mittwoch, 11. April 2012

Tag 2 - Niamey

Unser Tag beginnt mit einem Security Meeting im National Office von World Vision. Vom Security Manager, Ismael Gomez, erfahren wir, dass die Sicherheitslage in Niger sehr bedenklich ist. Die Sicherheitslage wird in fünf Stufen eingeteilt: Grün bedeutet keine Gefahr, gelb bedeutet low risk, orange bedeutet risk, rot bedeutet high risik, und schwarz bedeutet forbidden area to go. Für die Gemeinden in der Regionen Tillabery, wo World Vision sechs Regionalentwicklungsprogramme hat, die wir während unserer Reise vorgehabt haben zu besichtigen, wurde am Sonntag die Stufe Rot ausgerufen. World Vision überlegt, militärischen Begleitschutz anzufordern, da die Sicherheitslage in Niger jeden Augenblick außer Kontrolle geraten könnte. Niger ist umgeben von Konfliktgebieten: Libyen, Mali, Nigeria.
Am Nachmittag fahren wir in ein Flüchtlingscamp in Niamey, nach Gamkely - dem dritten Distrikt (von fünf) von Niamey, wo wir mit Familien reden können, die aufgrund der Nahrungsmittelkrise aus der Region Tillabery geflohen sind. Als wir ankommen eröffnet sich uns ein sehr trauriges Bild, hunderte von mit Plastiktüten, Stoffen und Zeitungen zusammengestückelte Zelte, in denen oft bis zu zehn Leuten untergebracht sind. Es ist heiß und stickig. Kinder teilweise mit zerrissenen Kleidern, teilweise ohne Kleider laufen herum, weinen oder liegen auf Zeitungspapier unter einem Baum im Schatten.

Wir treffen den Lagerführer, Omaru Boubecar, er ist 53 Jahre alt und lebte von der Landwirtschaft. Omaru ist mit seiner Frau und seinen neun Kindern, das älteste 25, das Jüngste sechs, aus der Region Tillabery hierher geflohen. Wir erfahren, dass dieses Flüchtlingscamp an die 2.500 Menschen beherbergt. Sie sind seit sechs Monaten hier. Das bedeutet, dass die Kinder seit sechs Monaten nicht mehr zur Schule gehen. Zu essen haben sie einmal am Tag, und das nur, weil die Frauen arbeiten gehen. Frauen gehen in der Früh in die Stadt und verrichten dort Haushaltstätigkeiten wie putzen, waschen, bügeln oder kochen, für jenen Teil der Bevölkerung Nigers, die noch in der Lage sind, sich diese Dienste zu leisten. Die Frauen bekommen für ihre Arbeit Essen, das gerade einmal für eine Person reicht! Dieses Essen teilen sie dann im Camp mit der gesamten Familie – das sind oft neun Personen.

World Vision setzt zahlreiche Maßnahmen, wie Bohrungen nach Wasser und den Bau eines riesigen Wassertanks, der mechanisch befüllt wird, Food for Work und Cash for Work-Projekte, damit die Flüchtlinge sobald wie möglich wieder zurück in ihre Dörfer und die Kinder wieder die Schule besuchen können. Durch die Wassertanks möchte World Vision die Menschen auch für kommende Dürreperioden rüsten; sie sollen helfen, die Felder der Bauern zu bewässern.

Andrea-Christina Janousek

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen