Mittwoch, 29. Februar 2012

„Eyzim“: Die letzte Hoffnung für Mariama

Miriama Mbojah ist eine Frau Mitte 30 aus dem Dorf Lolibaye Na Oulad Yare. Sie läuft aus ihrem Garten, als sie das Fahrzeug von World Vision sieht. Glücklich uns zu sehen, lädt sie uns in ihr Zuhause ein, wo sie uns sofort einen Sitzplatz anbietet. Bald bemerke ich, dass ihr bereits etwas betagter und blinder Ehemann sich nicht an seinem üblichen Platz befindet. Mariama schaut für einige Zeit weg, legt ihre Hand auf den Kiefer ihres betrübten Gesichts, um sich dann zu erheben und nach einem tiefen Seufzer zu sagen: „Die Dinge haben sich nicht verbessert. Ich versuche mit der Trockenheit bestmöglich umzugehen, doch mein Ehemann ist krank.“
Miriamas kleiner Gemüsegarten soll als Schutz gegen die drohende Nahrungsmittelkrise im Dorf wirken – doch ist er eine große Herausforderung. „Ich verwende meine bloßen Hände, um den Garten zu pflügen, weil ich kein geeignetes Werkzeug wie Rechen, Schaufel oder Hacke zur Verfügung habe. Doch ich muss meine Kinder und meinen Ehemann versorgen“, sagt Mariama bestimmt. „Ich habe keine andere Option, um zu überleben.“

Trotz all dieser Probleme ist Mariama hoffnungsvoll. „Ich hoffe und bete, dass das Gemüse in zwei Monaten schnell wächst, um es zu ernten. Später möchte ich den Überschuss des Gemüse verkaufen, um Reis zu kaufen. Dann werden wir unsere Nahrung von „Eyzim“ auf Reis und Gemüse umstellen können.

„Eyzim“ ist eine wilde Frucht, die in der Wüste wächst und zu einer willkommenen Nahrung für die Haushalte in Lolibaye in der Gemeinde Mbange (Bezirk Boghe) geworden ist. „Eyzim“ wird üblicherweise in Zeiten der Hungernot gegessen. „Wir essen es nur, um unsere Bäuche ein wenig zu füllen und – um den nächsten Morgen zu erleben“, sagt Mariama.

Eyzim genießbar zu machen ist ein sehr langwieriger Vorgang; manche Frauen sind nicht geduldig genug und können deshalb kein Essen daraus machen. „Sechs Tage lang muss ich Eyzim quellen lassen, um den bitteren Geschmack los zu werden. Dann kann ich es trocknen und anschließend klopfen, bis ich aus der Frucht Körner gewinnen kann. Diese muss ich Stunden lang kochen, bis wir sie endlich genießen können.“

Tage ohne Eyzim bedeuten für die Familien Tage ohne Nahrung. Vor der Nahrungsmittelkrise war Lolibaye eine sehr rege Gemeinde. „Eine Familie kann einer anderen Familie mit Nahrung helfen. In manchen Fällen kann sich eine Familie bis zu vier Dutzend Tassen Getreide ausleihen und nach einer guten Ernte wieder zurück geben“, erzählt Mariama.“Doch mit dieser Nahrungsmittelkrise muss sich jeder um sich selbst kümmern - und Allah für uns alle.“

Die Situation verschlechtert sich in Lolibaye und vielen anderen Dörfern in den Regionen Brakna, Assaba und Hodh. Männer haben ihre Familien verlassen und mit dem Vieh besseres Weideland zu finden und für ihre Kinder sorgen zu können.

„Ich brauche Hilfe, um meinen kranken Ehemann und Kinder zu versorgen – und damit meine Kinder in der Schule bleiben“, sagt Mariama schließlich - wieder mit ihren Händen auf dem Kiefer ihres besorgten Gesichtes.

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