Dienstag, 26. März 2013

Der Alptraum von der Flucht aus Syrien - Teil 2

Muna‘s Geschichte ist eine von vielen

Auch Rana ist mit ihren Kindern aus Syrien geflohen. Als ihr Haus von einer Rakete getroffen wurde, war sie beim Aufräumen und die Kinder spielten im Kinderzimmer. Sie schrie nach ihren Kindern und rannte Schutz suchend mit ihnen in die untere Hausetage. Draußen hörte sie Raketen und Bomben einschlagen. Drei Stunden lang harrte sie gemeinsam mit den verängstigten Kindern im Schutzraum aus. Zusammen mit ihren vier Söhnen entschied sie sich zur Flucht.

Auf eine einstündige Autofahrt durch die Nacht folgte ein dreistündiger Fußweg bei völliger Dunkelheit durch das steinige Gelände, bis zur Grenze nach Jordanien. Unterwegs fielen die Kinder immer wieder hin und verletzten sich leicht. Der 12-jährige Sahel begann zu erbrechen. Dennoch mussten sie weiter. Völlig erschöpft erreichten sie schließlich das Flüchtlingslager Za'atari. Dort holte sie schließlich Rana’s Bruder ab, der bereits vor Ausbruch des Krieges nach Jordanien gezogen ist.



Rana hat Mühe, ihre Kinder zu beruhigen. Großen Kummer bereitet ihr der Zustand von Sahel. Er hat einen Herzfehler und wird durch laute Geräusche immer wieder erschreckt. Sahel’s jüngerer Bruder Thaer hat jede Nacht schlimme Alpträume. Der 8–jährige träumt immer die gleiche Geschichte: Männer in Polizeiuniformen versuchen den jüngsten Bruder zu entführen. Als Thaer mit seinem kleinen Bruder vor ihnen weglaufen will, werden die beiden von hinten erschossen. - In dem Moment wacht der kleine Junge auf und schreit wie wild um sich. Nur mit Mühe kann ihn seine Mutter beruhigen und ihm sagen, dass das Ganze nur ein Traum war.
Noch ist es zu früh, dass Rana’s Kinder in eine Schule in Jordanien gehen können. Sie sind von der Flucht traumatisiert.




Drei bis vier Mal pro Nacht wachen Ranas Kinder auf. Sie vermissen den Vater und wünschen sich, dass er zu ihnen zurückkommt. Doch für Rana scheint dieser Wunsch unerreichbar zu sein. Und so nimmt sie ihre Kinder in den Arm und teilt ihre Trauer mit Tränen.
Nach dem Ausbruch der Krise in Syrien konzentrierte sich die Hilfe von World Vision für Flüchtlinge bisher auf den Libanon. Nun sollen die Hilfsmassnahmen auf Jordanien und, wenn es die Situation erlaubt, auch auf Syrien selbst ausgeweitet werden. Im Mittelpunkt der Hilfe steht die psychologische Betreuung der Kinder. Dazu werden sogenannte Child Friendly Spaces – Kinderbetreuungszentren – eingerichtet. Für die geplante Verdoppelung der Hilfe ruft die Hilfsorganisation zu Spenden auf.

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