Mittwoch, 27. Februar 2013

Mali: Noch keine Rückkehr in den Norden

Mein Name ist Boureima Tamboura. Ich bin 35 Jahre alt und komme aus Boni bei Douentza. Ich bin ein Händler. Vor den Kämpfen im Norden habe ich meine Waren in Koro (Provinz Mopti) eingekauft und in Douentza oder Gao verkauft.
Als wir von den Kämpfen in Timbuktu hörten, habe ich meiner Frau gesagt, dass wir uns mit unseren Kindern bereit machen sollten, die Gegend zu verlassen. Ich war gerade in Koro und musste zu ihnen zurück fahren um sie abzuholen. Mein Bruder und dessen Frau beschlossen auch zu gehen. Die Reise hierher war sehr anstrengend, besonders für meine vier Kinder. Wir hatten nicht viel Geld und benutzten darum meinen Eselskarren für den Transport. Wir kamen am 10. Januar in Koro an.
Ich suchte dann in Koro nach einer Unterkunft und wir fanden dieses Haus hier. Es hat zwei Räume, die wir uns mit der Familie meines Bruders teilen. Ein paar Tage nach unserer Ankunft wurde einer meiner Esel gestohlen. Ich habe nach ihm gesucht, aber ihn nicht mehr gefunden.

Da ich keine Geschäfte mehr in Timbuktu und Gao machen konnte, habe ich angefangen Heu zu verkaufen. Ich gehe auf die Felder, sammele Heu und verkaufe es an die Leute hier. Damit verdiene ich zwar nicht viel Geld, aber meine Kinder haben wenigstens etwas zu essen. Meistens essen wir Hirse mit Kräutern. In meinem Volk isst man eigentlich gerne Fleisch, aber in diesen Zeiten müssen wir uns anpassen. Wir Erwachsene essen nur morgens und abends etwas, aber unsere Kinder brauchen häufiger etwas zu essen. Vor allem unsere Jüngste. Sie ist erst ein Jahr alt.



Ich möchte gerne mit meiner Familie zurück nach Douentza, aber ich bin noch nicht überzeugt davon, dass die Kämpfe vorbei sind. Auch wenn es so wäre, hätte ich im Augenblick nicht die Mittel, um alle zurück zu bringen. Mein Plan ist bis Juni zu warten, und dann, wenn alles stabil ist, zurück zu kehren. Hoffentlich habe ich bis dahin genug verdient.

Das Leben in Koro ist sicherer, aber wir haben nicht genug zu essen. Ich muss immer wieder Freunde bitten, uns für eine Mahlzeit Lebensmittel abzugeben. Manchmal hüte ich auch Esel, Schafe oder Rinder anderer Leute. Wir beten, dass wir bald Frieden haben und heimkehren können. Ich kann als Mann zwar gut überleben, aber um meine Frau und meine Kinder mache ich mir Sorgen. Ich beruhige mich jeden Morgen mit dem Gedanken, dass der kommende Tag mit Gottes Hilfe besser werden kann als der letzte.

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