Dienstag, 17. April 2012

Afrika: Ein Kontinent soll erblühen

Noch gut kann ich mich daran erinnern, als ich das erste Mal afrikanischen Boden betrat. Es war in Malawi und ich war zutiefst beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, als würde ich nach Hause kommen. Die Wärme, die rote Erde und die Fröhlichkeit und Ausgelassenheit der Menschen berührten mich zutiefst. Neulich habe ich eine Dokumentation gesehen, in der Wissenschaftler genetisch nachwiesen, dass alle Menschen von ein und demselben Stamm in Namibia abstammen. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber vielleicht ist es möglich, denn noch nie hatte ich bei einer Auslandsreise dieses vertraute Gefühl.
Seit dieser Zeit lassen mich Afrika, die Menschen dort und insbesondere die Kinder nicht mehr los. Leider ist die Berichterstattung über afrikanische Länder immer noch eher negativ. Dabei gibt es so viel Positives zu berichten. Die Menschen und insbesondere die Kinder sind trotz oft unglaublicher Armut von solch einer überschwänglichen Lebensfreude, dass man gar nicht anders kann, als mit zu machen. In Sierra Leone haben wir eine Frauengruppe besucht, die dabei war, Spezialnahrung für unterernährte Kinder herzustellen und plötzlich fanden sich die Frauen in einer Gruppe zusammen und tanzten durch das Dorf. Jeder der in der Nähe stand, musste mit tanzen. Ich auch.

Keine Scheu vor Fremden

Kinder, denen ich begegnete, nahmen wie selbstverständlich meine Hand, gingen ein Stück des Weges mit mir und strahlten mich ohne Scheu an.
Herausragend ist auch die Kultur. Selten habe ich so farbenfrohe Bilder und Kleider gesehen. Die Landschaft ist von einer Vielfalt und Schönheit, dass es mir oft den Atem nimmt.
Europa ist der Nachbarkontinent zu Afrika und wir sollten uns verpflichtet fühlen, diesem Kontinent und seinen wunderbaren Menschen zu helfen. Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision ist schon seit vielen Jahren in mehreren afrikanischen Ländern mit langfristiger Entwicklungszusammenarbeit aktiv. Hierbei wird besonders darauf geachtet, dass die Menschen, mit denen wir arbeiten, von Anfang an in alle Maßnahmen und Planungen intensiv einbezogen sind, damit sie später die Projektarbeit selbständig weiter führen können.

Bauern müssen massiv unterstützt werden

Ein wichtiger Bereich bei der Projektarbeit ist die Förderung von Kleinbauern und der Landwirtschaft. Nur durch die massive Unterstützung von Bauern kann es mittel- und langfristig gelingen, dass die Menschen und Kinder genug zu essen haben und aus dem immer wieder kehrenden Rhythmus von Dürren und Hungerkatastrophen heraus kommen. Seit Ende der 80er Jahre hat ein Kollege von mir, Tony Rinaudo eine Methode der Renaturierung wieder entdeckt, die sich „farmer managed natural regeneration“ (FMNR) nennt, also sinngemäß „von Bauern durchgeführte natürliche Regeneration“. Erste Experimente führte Tony in Niger durch und erzielte damit große Erfolge. Bei FMNR geht es um eine natürliche Wiederaufforstungsmethode. So wird beispielsweise der Boden von landwirtschaftlichen Flächen untersucht, ob es dort noch pflanzliche Triebe oder Baumstümpfe gibt, aus denen neue Bäume wachsen könnten. Mit Unterstützung der Gemeinden werden diese Flächen dann wieder begrünt. Es sollen so viele Baumstämme stehen bleiben wie möglich ist, um noch Ackerbau durchführen zu können.
Die Methode ist schnell, preiswert und effektiv. Die ausgewachsenen Bäume spenden Schatten, die Äste können in Dürrezeiten als Feuerholz verwendet werden und vereinzelte Bäume als Bauholz. Außerdem zeigte sich in Gebieten, wo FMNR angewandt wurde, dass der Grundwasserspiegel wieder stieg und sich das Mikroklima änderte. Vögel und Tiere, die verschwunden waren, kamen zurück und in der Folge wuchsen neue Bäume und Nutzpflanzen durch den verbreiteten Samen. Auch die Erträge auf den Äckern waren erheblich besser, als zuvor.

Gemeinsam ein grünes Afrika schaffen

Vom 10. – 13. April gibt es in Nairobi eine Konferenz, an der ich teilnehmen werde und auf der viele alternative Projekte zur Wiederbegrünung Afrikas präsentiert werden sollen. Mehr als 130 Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen und Medien haben sich inzwischen angemeldet, um zu diskutieren, was getan werden kann, um Afrika aus dem Kreislauf der Hungerkrisen heraus zu holen. Denn eins ist klar: Die afrikanischen Länder werden in Zukunft am Schlimmsten unter dem Klimawandel zu leiden haben, auch wenn sie am Wenigsten dazu beigesteuert haben.
Ich hoffe sehr, dass von der Konferenz ein großes Signal ausgeht, das sie Impuls für eine breite Initiative ist, um Afrika wieder zu begrünen. Das Ziel ist: Alle Menschen sollen genug zu essen und zu trinken und die Chance auf ein erfülltes Leben haben.
 

Von unserer Kollegin Silvia Holten

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