Dienstag, 20. März 2012

Tag des Waldes: Bauern in Niger erkennen Wert der Bäume

Rabiou Mohammad arbeitet mit den neuen Landwirtschaftsmethoden, die zur Renaturierung beitragen. Er hat seither höhere Erträge und gibt sein Wissen an die nachbardörfer weiter.

Heute trägt Rabiou einen Anzug. Er ist aufgeregt, denn er trifft heute den Mann, der ihn in die Haupstadt Niamey, in ein internationales Forschungsinstitut geschickt hatte, wo er neue Techniken der Landwirtschaft erlernen konnte. Endlich kann Rabiou zeigen, wie er sein neu erworbenes Wissen angewandt hat und wie es ihm gelang, seinen Hof zu einem Vorzeigeobjekt für andere Bauern der Region zu machen.


„Früher musste ich manchmal 5 bis 7 mal aussäen, bevor die ersten Pflanzen begannen, zu sprießen“, erläutert Rabiou. „Aber nach der neue Methode, die ich am Institut gelernt habe, stellte sich der Erfolg bereits nach der ersten Aussaat ein. Auch wenn dieses Mal die Ernte geringer ausgefallen ist, so reicht der Ertrag dennoch, um einen Getreidespeicher für meine Familie und mich und für meine Mutter zu füllen.“Nach dem richtigen Schnitt treiben Baumstümpfe neu aus.

Stolz zeigt uns Rabiou seine Baumschule und führt uns anschließend über seine Farm. Im Moment haben wir in Niger die trockene Jahreszeit und mit meinem ungeschulten Auge sehe ich auf den Äckern nur irgendwelche abgebrochenen Stiele früherer Ernten. Hier und da stehen Bäume und kleinere Baumgruppen. Doch genau diese, so wird mir gesagt, sind der Schlüssel für den Erfolg eines Programms, das sich „Farmer managed natural regeneration“ (FMNR) nennt. Man könnte dies übersetzen als ‘von Bauern kontrollierte natürliche Regeneration’. „In der Vergangenheit haben wir immer alle Bäume auf den Feldern gefällt und die Triebe abgeschnitten“, sagt Rabiou, „aber jetzt habe ich gelernt, dass die Bäume für meine Ernte enorm wichtig sind.“

Es klingt zu einfach. Auf der ganzen Welt sehe ich immer nur kahle Felder. Überall reißen Landwirte Bäume mit Stumpf und Stiel aus ihren Feldern, da sie bei der Feldarbeit im Wege sind. Und anschließend bepflanzen sie ihre Äcker mit Getreide, Bohnen oder sonstigen Pflanzen. Was in anderen Ländern und Gegenden kein Problem sein mag, ist hier im Süden Nigers, wo die Erde oft ausgetrocknet und wenig fruchtbar ist, ein riesiges Problem.

Salifou Yaou, Projektleiter und FMNR-Experte, zeigt Lauren Fisher einen veredelten Sysiphus-Baum zeigen.

„Auf den Feldern, auf denen es Bäume gibt, können die Ernteerträge und die jährliche Rendite teilweise verdoppelt werden“, erklärt Salifou Yaou, Experte für FMNR in Niger. „Die Blätter der Bäume, die auf den Boden fallen, helfen, den Boden mit Dünger zu versorgen. Fruchtbarer Boden ist wichtig für die Pflanzen und trägt so zum Erfolg bei. Die Wurzeln der Bäume halten mehr Wasser im Boden und die Baumkronen spenden Schatten.“

World Vision Niger ermutigt die Bauern, die FMNR-Methode anzuwenden und so viele Bäume wie möglich, stehen zu lassen. Hin und wieder sollten kleine Bäumchen und Triebe beschnitten werden, damit sie zu großen Bäumen heran wachsen können. Die FMNR-Technik wurde von Tony Rinaudo, Experte für natürliche Resourcen und Wiederaufforstung entwickelt. Vor etwa 30 Jahren startete Rinaudo in Niger mit den ersten Experimenten. Bis heute wurde geschätzt etwa die Hälfte des Ackerlandes in Niger so behandelt. „Viele Bauern haben ihre Ackerbau-Methoden umgestellt, weil sie schnell die positiven Auswirkungen sehen können“, sagt Yaou. Erfolge zeigten sich nicht nur in guten Jahren, sondern auch in Dürre-Zeiten, erläutert er. So könnten die Bauern in schlechten Zeiten Äste von den Bäumen ernten und als Feuerholz verkaufen. Auch das Holz einiger Bäume könne als Bauholz verkauft werden. „Mit diesem Einkommen können die Landwirte ihre Familien in schlechten Zeiten ernähren und ihre Kinder weiter zur Schule schicken“, so Yaou.

World Vision-Gartenbau-Experte Adamou Bande berät den Bauern Amadou Idi.

Mit einer ähnlich einfachen und effektiven Technik, die auch zur FMNR Methode gehört, können in Baumschulen Pflanzen kultiviert und so für die jeweilige Region resistenter gemacht werden. Rabiou zeigt uns einen einheimischen Sisyphus-Baum, der mit einem Sisyphus-Baum aus Indien veredelt wurde. Das Ergebnis ist eine Pflanze, die auch bei den rauen und unsteten Wetterverhältnissen in Niger überleben kann und sogar noch Früchte produziert, die fünfmal so groß sind, wie die der ursprünglichen Pflanze. Außerdem enthält die Frucht Vitamin A, das wichtig für die Ernährung von Kindern in der Region ist. Viele Kinder in Niger leiden unter Vitamin A – Mangel.

Rabiou ist dankbar für die Unterstützung von World Vision. „Was wir gelernt haben, hat unser Leben und das unserer Familien und Kinder sehr verbessert“, sagt Rabiou. Inzwischen haben sich viele Bauern versammelt und lauschen gespannt den Erklärungen meines Kollegen Yaou.

Dieses Beispiel zeigt, wie schnell und mit wie wenig Aufwand in manchen Regionen Verbesserungen des Lebensstandards erreicht werden können. Doch am wichtigsten hierbei ist, dass die Menschen offen sind für Erneuerungen und diese mit Engagement umsetzen.

Seine abgearbeiteten und verschmutzten Hände zeigen deutlich, welchen Beruf Rabiou Mahamadous ausübt. Er ist Landwirt und lebt in der Region Zinder im Süden Nigers. Mit seiner Arbeit ernährt Rabiou schon sein Leben lang seine Familie. Mit Techniken, die von Generation zu Generation weiter gegeben wurden, hat er in der Vergangenheit seine Felder beackert. Doch in den letzten Monaten gab es eine kleine Revolution.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen