Freitag, 5. Juli 2013

Jordanien: Arbeit im Wettlauf gegen die Zeit

Dieses Jahr erschreckt das Schicksal der 1,6 Millionen syrischen Flüchtlinge die Welt so sehr, weil kein Ende des grausamen Konflikts abzusehen ist. Im Gegenteil, die Lage verschlimmert sich. Im Durchschnitt kommt jede Minute ein neuer Flüchtling in Jordanien an. Ähnlich sieht es im Libanon, der Türkei und sogar im Irak aus. Die Hilfszusagen der Gebergemeinschaft sind angesichts dieser Ausmaße bei weitem zu gering.


Der Druck, das neue Flüchtlingslager in Azraq möglichst schnell zu öffnen, ist deshalb so hoch, weil das bestehende Flüchtlingslager Za’atari jetzt schon mit mehr als 100.000 Bewohnern überfüllt ist. Diese Lager sind groß wie Städte. Berichte legen nahe, dass im Libanon – dessen großzügige Bewohner bereits 500.000 Flüchtlinge beherbergen – auch Siedlungen dieser Größe gebraucht werden.

Man hat hier immer mehr das Gefühl, dass ohne ein baldiges Wunder die Region unter der Last der Probleme zusammenbrechen wird oder unter den Spannungen explodiert. Jeder verliert langsam die Geduld, da die Menschen sich so sehr nach einer Rückkehr in die Heimat und nach Frieden sehnen.
Dabei ist es noch nicht zu spät, um dem Leiden ein Ende zu bereiten. Die internationale Gemeinschaft muss ihr gesamtes Gewicht für einen Waffenstillstand und eine friedliche Verhandlungslösung in die Waagschale werfen. Die gegenwärtige Kampfsituation mit noch mehr Waffen anzureichern, wie einige Regierungen vorschlagen, würde nur zu mehr Verlusten unter der Zivilbevölkerung und der Verlängerung der Kampfhandlungen führen. Bereits jetzt verloren mehr als 90.000 Syrier ihr Leben, darunter viele Kinder. Viel mehr wurden verletzt und verstümmelt.

Niemand behauptet, dass es leicht sei die Konfliktparteien an den Verhandlungstisch zu bekommen. Die misslungenen Versuche der nahen Vergangenheit haben gezeigt, wie hart dies ist. Aber zwei Jahre ununterbrochener Kampfhandlungen haben ethnische und religiöse Lebensgemeinschaften brutal auseinander gerissen. Die bitteren Erfahrungen anderer Konflikte in der Region sollte uns dazu bringen, energisch nach dem sofortigen Beginn von Friedensverhandlungen zu verlangen!

Philippe Guiton, Leiter der Nothilfearbeit World Vision im Syrienkonflikt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen