Mittwoch, 2. November 2011

Rückblick auf unsere Patenreise nach Ghana

Tag 7:Es ist Zeit, Abschied zu nehmen von diesem faszinierenden Land. Hier schildern unsere Mitreisenden noch ihre Reiseeindrücke und fassen zusammen, was sie nach den Begegnungen mit ihrem Patenkind bewegt:

Gerhard Brunner: In Swasiland ist die Not sichtbarer; Ghana verlasse ich mit gutem Gefühl. Hier ist schon viel passiert, es gab sichtbare Verbesserungen. Es bleibt aber ein gewisser Aufklärungsbedarf gegenüber der Bevölkerung, - man hört Klagen, dass ein Kind Briefe und Geschenke bekommt einen, andere nicht. Es dringt zu wenig durch, dass wir keine Einzelkindförderung, sondern Projektförderung machen. Wir, die Paten, versuchen, eben in diesem Uhrwerk als kleines Zahnrädchen unseren Beitrag zu der guten Arbeit zu geben.

Judith Brunner: Im Vergleich zu anderen Projektreisen ist mir hier bewusst geworden, dass die Menschen in den Regionen mit in die Verantwortung zu nehmen sind. Andernorts fehlt es den Menschen am Nötigsten. Hier stehen ganz andere Dinge auf der Wunschliste: Strom, Lehrerunterkünfte oder Laptops.Bei den Besuchen in den Häusern hatte ich das Gefühl, wir stören die Privatsphäre. Lieber wären mir die Begegnungen an einem neutralen Ort gewesen. Auch die Übergabe der Geschenke für unser Patenkind hat mich auf den Gedanken gebracht, dass wir vom Schenken wegkommen sollten, weil andere Kinder dabei leer ausgehen: Ja, Patenschaft auf alle Fälle weiter machen und Sonderspenden oder Geschenke direkt ins Projekt, nicht an das Kind, fließen lassen.
Elfi Wallner: Wir wollten möglichst an die Familie herankommen, um eine Vorstellung von den Lebensumständen zu bekommen. Das konnten wir sehr authentisch erleben.
 

Julia Jecel: Die freiwilligen Helfer, die uns in die Dörfer begleitet haben, waren super Übersetzer. Doch es ist schwer zu verarbeiten, dass es Kinder gibt, denen es so viel schlechter geht als jenen im World Vision Projektgebiet.



Norbert Wallner: Die Aufteilung an zwei Tagen war gut. Bedenklich war: vieles wirkt halbfertig, vieles fehlt noch, etwa die Lehrerunterkünfte. Am 2. Tag sind wir ins Elternhaus gekommen und konnten die Kinder besser kennen lernen als etwa damals in Vietnam. Hier bekam ich einen sehr viel intensiveren Eindruck.


Ilse Seebacher: Es kamen immer mehr Dorfbewohner zusammen, und bald beobachteten uns zig neugierige Augen beim Genuss der Früchte, die uns hier körbeweise geschenkt wurden - ein wirklich netter Empfang. Ich hatte den Eindruck, dass die Wohnverhältnisse zwar einfach, aber doch besser sind als etwa entlang der Küste, wo sich Blechhütte an Blechhütte lehnt und überall der Müll herum liegt.
Willi Seebacher: Auf der Reise kam mir immer wieder der Gedanke, was eine Organisation wie World Vision bewirken kann. Man sieht, was in regionalen Entwicklungsprojekten passiert: Auch wenn es vergleichsweise Wenige sind, die profitieren, so ist es doch spürbar, dass hier eine Dankbarkeit herrscht. Das kam ganz besonders beim Durbar-Fest zum Ausdruck. Was die World Vision-Leute hier leisten: Hut ab!
Ursula Kopf: Das Fest war überwältigend: Diese Herzlichkeit, diese kindliche Fröhlichkeit. Berührend war die Begegnung mit der Familie unseres Pa
tenkindes. 
Als wir miteinander Memory spielten, verflog auch die anfängliche Schüchternheit des Mädchens. Die Frage ist, ob nicht die Motivation bei den Menschen in der Region nachlässt, wenn World Vision sich nach 15 Jahren zurückzieht. Manches wird sich aber sicher weiterentwickeln. Deshalb unterstütze ich World Vision gerne weiter.

Norbert Kopf: Wir erlebten ein Wechselbad zwischen Schock und Freude. Es wird klar, wie nah Armut und Elend zusammen liegen, doch der Unterschied ist: Armut ist ertragbar, Elend aber bedeutet Hoffnungslosigkeit. Im regionalen Entwicklungsprojekt erlebten wir kindliche Freude und ehrliche Freundlichkeit, obwohl auch hier Armut herrscht, aber eben kein Elend. World Vision sorgt für eine Spirale nach oben. Das ergibt einen Dominoeffekt, ähnlich wie in der Nachkriegszeit, erinnert sich Norbert Kopf.
 

 
Gabi Schmelzer: Hier gibt es weniger Ghettos. Die Menschen haben zwar wenig, aber genug zu essen. Es herrscht also keine unmittelbare Bedrohung. Wir sahen ein Vorzeigedorf: Es gibt ein WC, frisches Wasser,- alles funktioniert. Den Menschen ist bewusst, dass World Vision weg geht, aber es wird verstanden, dass es auch ohne World Vision weitergehen muss. Friedvoll und herzlich waren die Menschen. Keiner hat sich geniert, uns sein Haus zu zeigen. Hut ab, vor der tollen Arbeit.
 

Karl Roth: Ich wusste fast nichts über World Vision, bevor ich mit Gabi die Reise antrat. Inzwischen bin ich überwältigt und beeindruckt von der Arbeit. Danke für das, was hier gemacht wird. Es tauchen immer wieder Fragen und Zweifel auf, - die Antworten sind aber überzeugend. Es tut weh, zu sehen, dass sich die Leute vor dem Rückzug von World Vision ängstigen. Aber es wird sich die Freiheit der eigenen Entscheidung durchsetzen und die Projekte vorantreiben. Ich würde gern einen Beitrag leisten. Und ich bin froh, dass es so eine Organisation gibt. Ich weiß selbst, was Armut ist.
 

Manfred Faller: Die Familie bekommt eine Chance, zusammen zu bleiben. Durch das Patenkind bekommt Afrika ein Gesicht.



Beatrice Danninger: Das ist meine dritte Patenreise. Hier sehe ich, wie es ist, wenn die Dinge fortgeschritten sind. Ich fühle mich bestätigt. Im Vergleich dazu ist das Elend beispielweise in Indien extrem. Ghana hat ein wenig mehr Wohlstand. Erst wenn sich World Vision aus dem Projekt zurückgezogen hat, wird den Menschen klar werden, was sie aus eigener Kraft schaffen können.



Gertrud Mitterhauser: Es war schön, bei dem Patenkind zu Hause zu sein. Obwohl ich das Gefühl hatte, das Kind war ein wenig ängstlich. Die Reise hat mir sehr geholfen, zu verstehen, wie Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert.

 

Olivia Tschon: Ich wollte mir ein Bild machen, was mit dem Geld passiert. Es hat mir gefallen, wie die Tage durchgeplant waren.

Annemarie Tschon: Ich werde lange brauchen, um das alles zu verdauen.

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