3. Tag
Nach aufregenden Tagen an verschiedenen entlegenen Regionen Ghanas, die kaum über Internetanbindung verfügen, melden wir uns nach einer Unterbrechung wieder aus diesem schönen Land in Westafrika. Diesmal beschreibt das pensionierte Lehrerehepaar Ilse und Willy Seebacher aus dem steirischen Gröbming seine Eindrücke unter anderem vom Besuch einer Festung und der Cape Coast, wo seinerzeit der Sklavenhandel nach Amerika abgewickelt wurde.
Festung von Cape Coast
Bei Sonnenaufgang rumpeln wir mit Koffern und Taschen über die kunstvoll angelegten Muschelwege zum Bus bzw. Frühstück. Unsere treuen Begleiter verstauen unsere Gepäckstücke perfekt! Unsere Fahrt führt uns durch ein Dorf des Stammes Krobo, dessen Angehörige handwerklich sehr geschickt sind. Einmal im Jahr gibt es beim Stamm der Krobos ein Fest, bei dem besonderes an junge Menschen Grundstücken vergeben werden.
Eine Weile fährt ein „TroTro" – ein Sammeltaxi - vor uns her, Kindergruppen in ihren braunen Uniformen (öffentliche Schulen) gehen am Straßenrand.
Die Hütten und Häuser in den Dörfern sind überaus einfach, mit Wellblech gedeckt, nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, Möglichkeiten zur Hygienen bieten Waschhäuser. Kirchen aller Religionen laden zu Gebet und Andacht ein: Prebytherian Church of Ghana, Catholic Church, The Apostolic Christ Church, Holy Gethsemane Church… u.v.a.
Im Gebiet der Ashanti gibt es deutlich besser gebaute Häuser, das Klima ist hier angenehmer, die Bewohner arbeiten oft im Ausland und haben hier Wochenendhäuser. Wir nehmen die Straße über die „Berge" (600m!) mit „Pässen"; In Kitase sehen wir bereits die Millionenstadt Accra, zu der uns eine kurvenreiche Straße in die Ebene führt.
Die Fahrt durch Accra scheint kein Ende zu nehmen: holprige Straßen, unzählige armselige Standln, immer wieder Staus, Menschen über Menschen, - jeder scheint jedem etwas verkaufen zu wollen.
Immer wieder fordern religiöse Texte die Menschen auf, Gott in ihr Leben einzubeziehen. „God´s time is the best", „Jesus ist he alive", „In God we trust", „God is bread of Life", ...
In einem Vorort von Accra erinnert uns eine riesige Plakatwandmit der Aufschrift „Atomic Energy Commission" an den Leiter des Volta-Staudamms, der uns eigentlich glaubhaft versicherte, Ghana würde keine Atomkraft verwenden.
Nach langem Suchen finden wir doch noch eine unscheinbare Wechselstube, um unsere Euro-Scheine gegen Cedis zu tauschen.
Auf unserer langen Reise durch Accra bieten bei jedem kleinen Stop unseres Autos Frauen ihre Waren – auf dem Kopf getragen – zum Kauf an. In der Ortschaft Kasoa (=Markt) gibt es wieder eine unübersehbare Zahl an Standln.
Eine Gruppe von hübschen festen Häusern an der Straße wurde 1998 von Flüchtlingen aus Liberia erbaut; die Präsidentin von Liberia bekam dieses Jahr als eine von drei Frauen der Friedensnobelpreis überreicht.
Fahrt nach Cape Coast auf einer guten Landstraße – ohne Schlaglöcher! – begleitet von sanften, grün bewachsenen Hügelketten: In allen Ortschaften begleiten uns Marktstände mit Waren aller Art, von denen wir uns nicht vorstellen können, dass jemand all das brauchen kann.
In Abadze erreichen wir das Meer und nehmen die Küstenstraße nach C.C. In Cape Castle besichtigen wir in zwei Führungen – eine durchs Museum – die andere erinnert die Besucher an den grauenhaften Sklavenhandel von Afrika nach Amerika. Im Museum erhielten wir durch Pläne, Zeichnungen, Bilder und Gegenstände erste unvorstellbare Eindrücke davon, was die gefangenen Eingeborenen - Männer, Frauen und Jugendliche – bis zur Überfuhr als Sklaven erleben mussten. Die Führung durch einige Räume dieses Schlosses – erbaut in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts - soll das grauenhafte Schicksal der Menschen, die hier misshandelt und gefoltert wurden – nicht viel anders als in den schlimmsten KZs des Naziregimes – verdeutlichen.
Durch einen Verbindungstunnel zur Festung wurden die Sklaven auf die Schiffe gebracht – die Aufschrift am Tor des Tunnelsendes „You will never come back" bedarf keiner weiteren Worte mehr. Schon ziemlich geschafft von der langen Fahrt und den Eindrücken dieser Festung traten wir bereits in der Dämmerung die Fahrt zum nächsten Nachtquartier Hans Cottage Hotel an.
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