Unser erstes Ziel war eine Schule. Um dorthin zu gelangen, mussten wir ein Stück zu Fuß gehen. Die Schüler erwarteten uns schon und tanzten für uns mit viel Eifer zu "Macarena". Es folgten typische Folkloretänze und eine Gesangsdarbietung. Es war einfach toll! Anschließend besuchten wir einen Kindergarten. Die Kleinen waren gerade beim Mittagessen und hielten danach ihren Mittagsschlaf.
Im Gemeindezentrum erfuhren wir mehr über Tram Tau. Die Region gehört zu den ärmsten in Vietnam. 60 Prozent der Bewohner leben unter der Armutsgrenze, 80 Prozent haben keine sanitären Einrichtungen, viele Kinder sind unterernährt. Durch die Arbeit von World Vision hat sich schon einiges verbessert, aber es gilt, noch viele Herausforderungen zu bewältigen. In einem typischen Lokal bekamen wir, auf dem Boden sitzend, unser Mittagessen. Wir wurden liebevoll betreut und es war sehr gemütlich.
Langsam näherten wir uns dem Dorf Hat Luu, wo uns der Höhepunkt des Tages erwartete. Der ganze Ort war unterwegs, um mit uns gemeinsam zu feiern. Die Frauen trugen ihre Festtagsgewänder. Rund 700 Personen fanden sich im örtlichen Kulturhaus ein, unzählige wollten uns die Hand geben. Sie strahlten soviel Wärme und Freude aus. Nach einigen Ansprachen war es dann soweit: Endlich lernten wir unsere Patenkinder kennen.
Dietmar Umdasch:
Ein Spalier von Kindern heißt uns willkommen. Eines der Mädchen kam mir bekannt vor. Tatsächlich - es ist Chin mein Patenkind, das ich bisher nur von Fotos kannte. Sie trägt die traditionelle Tracht. Chin ist nicht das kleine, schüchterne und verschreckte Mädchen, das ich erwartet habe, sondern ein selbstbewusstes, junges Mädchen. Chin erzählt mir von ihrer Familie, ihrer Schule (sie mag am liebsten Mathematik) und dass sie gerne Federball spielt.
Chin will auch von mir etwas über meine Familie und meine Hobbys hören. Mittlerweile hat sich auch ihr Vater zu uns gesellt und begrüßt mich herzlich. Er bedankt sich für die Unterstützung, und Chin lächelt. Was ist schöner als das Lächeln eines glücklichen Kindes! Wir tauschen unsere Geschenke aus. Ich bekomme einen wunderschönen Schal, den ihre Mutter gestickt hat. Bei meinen Geschenken strahlt Chin, besonders angetan hat es ihr der kleine Teddybär, den sie immer wieder aus dem Rucksack herausnimmt und trägt. Als wir durch das Dorf gehen, um uns die Projektarbeit anzusehen, nimmt der Vater Chin bei der Hand. Ich glaube, dass er ein guter und liebevoller Vater ist. Die Zeit vergeht wie im Flug, und es kommt der Moment des Abschieds. Liebe Chin, du hast mir einen wunderschönen Tag geschenkt. Auch wenn wir uns nicht mehr sehen sollten, ich werde dich nicht vergessen.
Brigitte Nagele:
Ich bin Patin eines 8-jährigen, sehr zarten Mädchens. Van ist sehr schüchtern, ihre Mutter dafür sehr offen. Ich habe Van eine Puppe und einen Pandabären mitgebracht. Sehr scheu zeigte sie mir ihre Freude darüber, aber die vielen jungen Mütter, die um uns herumstanden, waren begeistert. Jede wollte die Puppe in die Hand nehmen und den Bären drücken. Ich fand das sehr amüsant. Ich habe mich mit Van und ihrer Mutter unterhalten. Leider mussten sie sich dann verabschieden, weil sie einen weiten Heimweg hatten.
Auf die Treffen der Paten mit ihren Patenkindern folgten Spiele, an denen wir Paten uns alle fleißig beteiligten. Das war bei der Hitze keine Kleinigkeit. Wir hüpften zwischen Bambusstangen, maßen unsere Kräfte und hatten Spaß beim Schnurspringen. Am Ende waren wir erschöpft, aber begeistert. Wir stärkten uns bei einem köstlichen Abendessen, das die Thai liebevoll für uns zubereitet hatten.
Nach dem Essen gab es eine Tanzvorführung von jungen Frauen, und wir konnten mittanzen. Zuwunderbarer vietnamesischer Musik bewegten wir uns alle Hand in Hand um ein riesiges Lagerfeuer. Jeder von uns wurde von der Begeisterung mitgerissen.
Brigitte Nagele
Dietmar Umdasch
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