Nach so einem Tag, wie dem letzten Tag freuten wir uns schon auf die neuen Erlebnisse. Der erste Programmpunkt war ein Treffen mit Patenkindern im Projektbüro. Die drei Mädchen sind extra für uns um 5 Uhr in der Früh aufgestanden, um uns zu treffen – zwei Stunden Anreise aus den Dörfern. Stolz zeigen sie uns ihre schönen Kleider und erzählen uns auch, wie gerne sie in die Schulen gehen, die World Vision errichtet hat. Eine erzählt uns, sie möchte Lehrerin werden, eine andere hat den Beruf der Ingenieurin für sich entdeckt. Eine Mutter erzählt uns, dass sie selber weder lesen noch schreiben kann. Sie erzählt uns, wie dankbar sie ist, dass ihre Tochter jetzt im gleichen Dorf eine Schule besuchen kann und dass sie nun auch von ihrem Kind ein wenig lesen und schreiben lernt. Wir haben das Glück, Geschenke von den Paten für die Kinder mitzuhaben, die wir den Kleinen übergeben. Sie freuen sich sehr über Stifte, Hefte und Bälle. Ein Mitarbeiter erklärt uns, dass Papier sehr wertvoll in Myanmar ist. Das stimmt uns nachdenklich, wenn man bedenkt, wie achtlos bei uns oft Papier weggeworfen wird.
Im Anschluss geht es wieder in das Projektgebiet. Es gäbe dort eine unglaubliche Vielzahl an tollen Projekten, leider haben wir nur zwei Tage Zeit. Wir wollen aber so viel wie möglich sehen, erleben und mit den Leuten reden. So können wir vor allem viel erfahren, wo die Menschen noch die Unterstützung von World Vision brauchen.
Der erste Programmpunkt ist der Besuch eines Kindergartens, ein ECCD (Early Child Care Department) in Gway Kone. Auch hier werden wir begeistert empfangen, von den Eltern und von den Kindern. Die Kleinen zeigen uns, wie gut sie schon singen und tanzen können. Wir dürfen uns zu ihnen setzen. Die Bewohner erzählen uns von den Veränderungen, die sie schon erreicht haben, vom Kindergarten über eine Schule bis hin zu landwirtschaftlichen Projekten. Sie teilen auch ihre große Sorge mit uns – die Trockenheit. Es gibt für das gesamte Dorf nur einen Trinkwasserbrunnen - für 800 Menschen. Der Brunnen führt auch weniger Wasser als in vergangenen Jahren. Die Älteren erzählen uns, dass es schwieriger wird mit der Landwirtschaft. Es regnet, wenn es eigentlich nicht regnen soll und wenn es regnen sollte, bleiben die Schauer oft aus – sie nennen uns das als größte Veränderung zu ihrer eigenen Kindheit. Der Klimawandel trifft auch hier wieder die empfindlichsten Gegenden.
Wieder geht es weiter – das Programm ist ebenso dicht wie spannend. Kyun Chaung Lay ist ein kleines 200 Einwohner-Dorf. Hier liegt ein Schwerpunkt auf der Kindergesundheit. Drei Frauen führen ein Kinder-Monitoring-Projekt. Sie unterstützen junge Mütter, helfen ihnen mit der richtigen Ernährung und Gesundheitspflege der Kinder. Sogar einen Krisenfonds haben sie eingerichtet – streng nach einem Sechs-Augen-Prinzip. Eine so exakte Arbeit würden wir uns von unseren Banken auch oft wünschen. Eine Bewohnerin zeigt uns stolz ihr Gartenprojekt. Sie baut Gemüse für den Kindergarten an: für sich und zum Weiterverkauf im Ort.
So viel Programm macht hungrig, wir werden zu einem farbenfrohen, wunderbar exotisch gewürzten, typischen Essen im Ort eingeladen – ein wahrer Genuss.
Sattgegessen und wieder beeindruckt von Leuten und Geschichten besuchen wir noch eine kleine Sanitätsstation in Kyun Chaung Gyi. Mit der Unterstützung von World Vision und des Gesundheitsministeriums wurde hier ein neuer Arbeitsplatz für eine Hebamme errichtet. Als Hebamme wird sie sich aber nicht nur um Geburten kümmern, sondern Kindern aller Altersstufen für Gesundheitsanliegen zur Verfügung stehen. Den Erwachsenen soll sie auch bei größten Problemen zur Verfügung stehen: bei Schlangenbissen. Wir befinden uns in einer Gegend, in die eigentlich nie Europäer gelangen. Unsere Frauen werden nach draußen gebeten. Die älteste Frau im Dorf
– 100 Jahre alt – möchte uns kennen lernen. Es ist unglaublich spannend, ihr zuzuhören, wie sich das Dorf verändert hat, wie es während der britischen Kolonialzeit war. Sie erzählt uns, dass es noch nie eine Gesundheitsstation gegeben hat, bis World Vision kam. Auch gibt es seitdem eine Schule. Das sind Momente, die man sicher nicht in einem Reiseführer findet, die man nicht buchen kann, die einfach einmalig sind. Eine Menschenmenge, die uns berühren will, alle wollen die Hände schütteln – irgendwie seltsam, aber sehr herzlich, sehr warm.
Der zweite Tag im Projektgebiet neigt sich dem Ende zu, wir haben noch eine Station, in einer Schule. Sie liegt in einem kleinen Ort, unweit einer der wichtigsten Verbindungsstraßen. Trafficking – Menschenhandel – stellt hier eine große Gefahr dar. Deswegen wurde nun, bevor es zu ersten Fällen kommt, ein Programm zum Schutz der Kinder in der Schule gestartet. Der Bürgermeister erzählt, dass es in Dörfern in der Nähe schon Fälle gegeben hat. Die Kinder zeigen uns, wie sie reagieren, wenn sie jemand Fremder anspricht, ablehnen, schreien, sich wehren. Viel Mut von Sechsjährigen, aber auch viel Selbstvertrauen.
Es geht in die Unterkunft. Auch wenn der Blog dieses Mal sehr lange scheint, wären es noch viel mehr Eindrücke, Begegnungen und Erfahrungen, über die wir berichten können. Auf jeden Fall ein herzliches Danke für die Aufmerksamkeit und Geduld!
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